Von New York ins Nirgendwo: Kunstprojekt versetzt berühmte Architektur

Elf Gebäude hat Anton Repponen von New York ins Nirgendwo versetzt. Alle Fotomontagen gibt es unter displaced.design.

Elf Gebäude hat Anton Repponen von New York in Wüsten, Steppen und Sanddünen versetzt. Alle Fotomontagen gibt es unter misplaced.design.

Mein Haus würde sicherlich anders aussehen, wenn es auf einem anderen Grundstück stehen würde. Der Baugrund, sein Zuschnitt, Topographie und Umgebung, war entscheidender Ausgangspunkt für die Architektur. Und ich glaube, genauso muss es sein. Was also passiert, wenn man großartige architektonische Werke nimmt und in eine komplett andere Umgebung versetzt? Anton Repponen hat es ausprobiert – per Photoshop für sein Kunstprojekt „Misplaced“.

Das Chrysler-Building sieht aus, als würde es aus einer Spalte des kargen Bodens vor menschenleeren Hügeln wachsen. Ein bisschen verloren steht es da, aber endlich kann man mal den Blick ohne Ablenkung über die runden Formen des Turmaufbaus schweifen lassen. Von der Straße aus, der Lexington Avenue in New York, wo es eigentlich steht, funktioniert das ja nicht so gut.

Das Whitney Museum von Renzo Piano macht einen etwas tristen Eindruck in der dürren Steppenlandschaft, in die es Anton Repponen versetzt hat. Die vielen Ecken, Vorsprünge und schiefen Ebenen passen nicht so recht in die leicht hügelige Landschaft. Vielleicht passt diese Architektur wirklich besser in die Straßen Manhattans? Die Fotos auf der Homepage des Museums lassen es jedenfalls vemuten: Im Großstadtgetümmel verschafft sich das Gebäude nur durch die kantigen, unregelmäßigen Formen überhaupt Geltung.

Mein Lieblingsbild: das IAC Building von Architekt Frank Gehry in den Sanddünen. Dank seiner geschwungenen Formen sieht das Gebäude selbst aus, als hätten Wind und Wellen es geformt. Solch harmonisch geschwungene Formen muss man erst mal hinbekommen! Mir jedenfalls gefällt diese Architektur in der Natur sogar besser als am wirklichen Standort.

Elf Architektur-Highlights aus News York hat Anton Repponen insgesamt per Photoshop in die freie Natur versetzt. Der Hintergedanke: Auf diese Weise erscheinen die Gebäude dem Betrachter, als würde er sie zum ersten Mal überhaupt sehen. „Out of context, architectural forms become more pronounced and easily understood“, erklärt er auf seiner Projektseite misplaced.design. Der Designer und Fotograf mit Architektur-Hintergrund hat mit seinem Projekt jedenfalls für viel Resonanz im Web gesorgt – eine witzige Idee ist es allemal. Unbedingt selbst mal anschauen unter http://misplaced.design/!

Hier ist die Kreativität zu Hause

Fassade des Mühltalhofs mit Glasanbau und Kortenstahl.

Cortenstahl und Glas prägen die Fassade des Mühltalhofs. Foto: Karin Polz

Gutes Essen und gute Architektur haben viel gemeinsam: Beides erfordert Kreativität. Beides ist auch Geschmacksache. Beides trägt zum Wohlfühlen bei. Und noch viel mehr. Um es kurz zu machen: Beides vereint der Mühltalhof in Neufelden im österreichischen Mühlviertel. Deshalb fahre ich da so gerne hin – gerade war ich das dritte Mal dort, und wieder konnte mich das Hotel begeistern.

Der Mühltalhof – ein Familienprojekt

Man muss sich aber einlassen wollen auf den Mühltalhof – denn vieles ist anders, ungewohnt, überraschend. Das trifft auf die Zimmer und die Einrichtung zu, und genauso auf die Küche. Die Hoteliers-Familie ist extrem kreativ. Und mutig genug, die kreativen Ideen umzusetzen. Das trifft auf Helmut Rachinger zu, der mit seinem Sohn Philip die Küche des Mühltalhofs prägt. Und das trifft auch auf den Mann von Helmuts Schwester Johanna Eckl-Rachinger zu: Als Künstler hat sich Joachim Eckl einen Namen gemacht und im und ums Hotel herum Spuren hinterlassen.

Eine alte Leiter als Handtuchhalter, der Wegweiser zur Sauna ein mit Kreuzstich-Schriftzug besticktes Handtuch: Auch die Inneneinrichtung des Hotels zeugt von Kreativität. Keines der 22 Zimmer ist wie das andere, und die typische Hotelzimmer-Einrichtung großer Häuser sucht man vergebens.

Stahl und Natur – das muss kein Widerspruch sein

Blick auf die Große Mühl.

Der Mühltalhof liegt direkt an der Großen Mühl, die sich dort staut. Foto: Karin Polz

Dass also auch die Architektur vom Üblichen abweicht, verwundert nicht. Das ursprüngliche Haus mit seinen dicken, weiß verputzten Mauern und dem zur Straße gewandten Giebel trifft auf eine neue Fassade aus Cortenstahl und viel Glas. Wer vor dem Mühltalhof steht und auf das Gebäude blickt, stellt überraschend fest: Zu der ursprünglichen Natur rund um das Hotel, zu den dichten, grünen Baumbeständen und der ruhigen Wasserfläche der Großen Mühl direkt am Gebäude kann kaum ein anderes Material besser passen. Das Rostrot des Cortenstahls harmoniert mit den Grün-, den Wasser- und den Erdtönen der Umgebung bestens.

Von innen und außen gleichermaßen ansprechend wirken auch die großen Glasflächen des Speiseraums, in denen sich der Mühlfluss spiegelt. Wie sich moderne und althergebrachte Elemente wunderbar ergänzen, hat Romana Ring in einem Text auf der Internetseite nextroom, einer Datenbank zum zeitgenössischen Bauen, perfekt zusammengefasst.

Auszeichnung beim Architekturwettbewerb

Fassade des Mühltalhofs aus Kortenstahl.

Rostrot und Grün: Cortenstahl und Bäume harmonieren perfekt. Foto: Karin Polz

Verantwortlich für die Architektur ist der Linzer Architekt Klaus Leitner. Er hat mit seiner Gestaltung des Mühltalshof 2009 auch beim Architekturwettbewerb „vis à vis“, überzeugt, initiiert vom architekturforum oberösterreich (afo) und den OÖNachrichten. „Respekt für die vorgefundene Substanz und ihre privilegierte Lage im Naturraum“ bescheinigte die Jury dem Architekten und den Bauherrn.

Allerdings darf man über die ganze Architektur das Wichtigste bei einem Urlaub im Mühltalhof nicht vergessen: Entspannen und die Gourmetküche genießen! Spätestens beim Dessert mit Sauerklee-Eis (!) und weißer Schokolade vergisst man vor lauter Begeisterung eh alles um sich herum. Sogar die Architektur.

Urlaub im Vollholzhotel

Hotel Forsthofalm in Leogang

Wer ins Hotel Forsthofalm will, muss erst einmal ein ganzes Stück den Berg rauf. Oben gibt es dann Natur pur: ein Hotel aus natürlichen Baustoffen und einen freien Blick auf die Bergwelt, die im Sommer Mountainbiker und im Winter Skifahrer nutzen. Foto: Hendrik Schwartz

Strand oder Berge? Metropole oder einsame Insel? Aktiv oder relaxen? Bei der Urlaubsplanung stellt man sich ja so manche Fragen. Aber dass auch „Holzbau oder Massivbau?“ ein Kriterium beim Wahl des Urlaubsziels sein könnte, daran habe ich ehrlich gesagt noch nie gedacht. Obwohl ich stolze Holzhaus-Besitzerin bin und jeden verstehen kann, der das gute Wohnklima im Holzhaus nicht eintauschen möchte. Hotelier Markus Widauer allerdings kennt solche Überlegungen. „Wir haben durchaus auch Gäste, die selbst ein Holzhaus haben und sagen: Wir wollen doch im Urlaub nicht schlechter wohnen als zu Hause.“ In Widauers Hotel Forsthofalm sind sie gut aufgehoben: Als erstes Vollholzhotel im Salzburger Land hat es sich nach Aus- und Umbau 2008 und 2013 einen Namen gemacht.

Blick nach draußen durch eine Glasscheibe im Hotel Forsthofalm.

Die Grenzen zwischen drinnen und draußen verschwimmen im Hotel Forsthofalm. Foto: Hendrik Schwartz

Das Vier-Sterne-Superior-Hotel in Leogang in Österreich wurde 2014 vom Hotelforum sogar als „Hotelimmobilie des Jahres 2014“ ausgezeichnet. Die Jury lobte die Besonderheiten des Hauses: ein stimmiges und nachhaltiges Gesamtkonzept, zeitgemäße, klare und unaufdringliche Architektur, niedrigen Energieverbrauch, natürliche Materialien wie Schiefer, Leder und Holz in den Hotelzimmern.

Mondgeschlagenes Holz aus der Region

Die Materialien sind dabei nicht nur natürlich, sondern auch heimisch. Vor allem das Holz kommt „zu 95 bis 98 Prozent“, wie Markus Widauer sagt, aus der Region und ist mondgeschlagen – auch dieses Detail gehört zur Philosophie der patentierten Thoma Holz100-Bauweise, die auch bei der Forsthofalm zum Einsatz kam. Wahre Massen von Holz werden dabei verbaut, denn die Wände bestehen aus Massivholz, das in mehreren Lagen senkrecht, waagerecht und schräg geschichtet wird.

210.000 Buchenholzdübel ersetzen Leim und Nägel

Wände nach dem Thoma Holz100-System

Blick von oben auf die Holzschichten, aus denen die Wände bestehen. Mehrere Lagen sorgen unter anderem für gute Dämmung. Foto: Hendrik Schwartz

Diese Holzlagen werden von Buchenholzdübel zusammengehalten, die auf null Prozent Restfeuchte getrocknet wurden und dann, an ihrem Einsatzort, wieder Feuchtigkeit aus der Umgebung aufnehmen, quellen und so die Schichten fest aneinanderbinden. Der Holzbau bleibt dadurch komplett leimfrei und metallfrei. Stattdessen wird zum Beispiel die Forsthofalm von 210.000 Buchenholzdübel zusammengehalten.

„Natur ist Freiheit“ lautet das Leitmotiv der Hoteliersfamilie Widauer. Darum sind die wunderbaren Ausblicke durch große Panoramafenster in die Natur auf 1050 Metern Höhe nicht nur architektonisch bedingt. Die Grenzen zwischen drinnen und draußen verschwinden angesichts der großformatigen Fenster. „Die Architektur ordnet sich der Natur unter“, bestätigt der Architekt. Verantwortlich für Architektur und Interior Design war beim Holzhotel Forsthofalm die W2 Manufaktur des Architektenehepaares Nicole Waltl-Piffer und Alfred Waltl aus Leogang. Hochwertiges Handwerk und schlichte, aber aussagekräftige Formensprache waren grundsätzliche Vorgaben für den Bau des siebengeschossigen Vollholzhotels.

Als Holzhausbesitzerin kann ich bestätigen: Ich habe im Hotel Forsthofalm genauso gut geschlafen wie daheim. Aber das wäre für mich nicht der einzige Grund, dort wieder Urlaub zu machen. Ebenfalls überzeugt haben die fantastische Lage mitten am Berg, das ökologische Gesamtkonzept, die auf regionalen Produkten basierende Küche, das erholsame Spa und die nette Gastgeberfamilie. Das Holzhotel sieht mich bestimmt mal wieder!

Gar nicht bieder: Wiener Flair neu interpretiert

Der Lobbybereich des Hotels Falkensteiner Wien Margareten.

Im Lobbybereich zeigt sich das Hotel von seiner Biedermeier-Seite. Jedoch auf moderne Art. Foto: Hendrik Schwartz

Wenn an einem Gebäude gleich zwei ganz Große der Architekturszene arbeiten, dann sind die Erwartungen natürlich hoch. Und tatsächlich kann man schon von weitem erkennen, dass da eine Fassade des Wiener Margaretengürtels, unweit der U-Bahn-Station Margaretengürtel (U4), ganz anders aussieht als der Rest: Bronzefarbenes Aluminium verkleidet die Fassade, die auf diese Weise sehr modern, aber nicht aufdringlich oder fehlplatziert wirkt. Es ist die Fassade des Falkensteiner Hotels Wien Margareten. Im Herbst 2013 hat es eröffnet, soll als City-Flaggschiff der Falkensteiner-Gruppe ein Vorzeigeobjekt sein − und beeindruckt tatsächlich nachhaltig, immerhin ist mit David Chipperfield ein Architekt von Weltrang für das Äußere verantwortlich.

Die Fassade des Falkensteiner Hotels Wien Margareten

Die Fassade des Hotels wurde von David Chipperfield gestaltet. Foto: Hendrik Schwartz

Aber, wie gesagt, damit nicht genug: Im Inneren hatte Matteo Thun das Sagen − ebenso bekannt und geschätzt, allerdings für einen ganz anderen Stil. Trotzdem passen Außen und Innen perfekt zusammen. Traditionelles und Zeitgemäßes, Modernes und Biedermeier treffen sich in diesem Hotel in vielerlei Hinsicht. Altwiener Flair und moderne (Innen-)Architektur lassen sich einfach gut kombinieren − jedenfalls, wenn der Experte für die Mischung verantwortlich ist.

Kronleuchter und Lampen gibt es im Überfluss im Falkensteiner Hotel Wien Margareten

Kronleuchter gibt es im Überfluss im Falkensteiner Hotel Wien Margareten. Foto: Hendrik Schwartz

„Contemporary Biedermeier“ nennt sich der Stil, der gemütlich und einladend wirkt. Nicht zuletzt, weil die Materialien dies ausstrahlen: Eichen-Fischgrätparkett (ungewöhnlich im Hotel, typisch für Wien), warm strahlendes Messing und Gold für die Lampen (viele, viele Lampen), gestreifte Textilien vom Vorhang bis zum Sofakissen und Schachtische im Barbereich erinnern ein bisschen an ein entspanntes Wohnzimmer. Alles ist in Pastelltönen gehalten − und die haben es in sich. Alleine die Palette der Grüntöne ist faszinierend: Moosgrün, Minzgrün, Schattierungen, die perfekt aufeinander abgestimmt sind, aber alles andere als gewöhnlich.

Flur im Zimmertrakt des Falkensteiner Hotels Wien Margareten

Die anthrazitfarbene Wände in Wischtechnik wirken elegant und nicht zu dunkel. Als Kontrast sind die Türen cremeweiß gehalten. Foto: Hendrik Schwartz

Als Kontrast dazu bringen die Schwarz-Weiß-Muster und Spiegel die nötige Eleganz in die Einrichtung. Bemerkenswert sind dabei auch die Gänge zu den Hotelzimmern: Die Wände sind anthrazitfarben, wirken aber dank Wischtechnik nicht dunkel und abweisend. Dazu wurden cremefarbene Türrahmen und Türen ausgewählt.

Dass das Hotel die ehemalige Osteuropa-Zentrale von Nestlé war, kann man sich kaum mehr vorstellen. Statt Büroarchitektur strahlt das Falkensteiner Wien Margareten Wiener Wohnzimmerflair aus, im neu interpretierten Biedermeierstil, der gar nicht bieder wirkt. Kein Wunder, waren ja auch zwei Experten am Werk.

Mehr über Wiens Architektur und wieso das Hotel da perfekt reinpasst, gibt es im Reiseportal der Passauer Neuen Presse in meinem Reiseartikel „Wiens umstrittene Besuchermagneten“ vom Jahresanfang 2015 nachzulesen.

Passgenaue Architektur fürs Hofgut Hafnerleiten

Das Langhaus am Wald im Hofgut Hafnerleiten

Ein hölzerner Steg führt zum Haus am Wald, einem von drei neuen Ferienhäusern des Hofguts Hafnerleiten. Foto: Karin Polz

Eine Badewanne im Dachgeschoss mit Blick auf den Sternenhimmel. Eine Hausbank, auf der man einfach nur sitzen und dem Rauschen des Waldes lauschen möchte. Ein Ausblick vom Esstisch über die Hügel des Rottals. Das Hofgut Hafnerleiten bei Bad Birnbach bietet Erholungssuchenden schon lange Zeit schönste Landschaft und vollkommene Ruhe. Zur Wohlfühlumgebung gehört immer stärker auch preisträchtige Architektur.

Im Hofgut Hafnerleiten können Erholungssuchende in kleinen Häuschen urlauben – die Gastgeber Erwin Rückerl und Anja Horn-Rückerl haben diese Urlaubsform allerdings schon angeboten, als sonst noch niemand an Chalets und Luxus-Hüttendörfer gedacht hat: übernachten im eigenen Themenhäuschen, das Frühstück wird vorbeigebracht, ein intimer Rückzugsort mit dem Service eines Hotels. Schon immer waren die Häuschen an die Landschaft angepasst – im kleinen Waldstück ein Baumhaus, ein Bootshaus am See mit Holzdeck, ein Hanghaus, das sich behaglich in die Erde schmiegt.

Sitzplatz vor der Essecke des Rottaler Langhauses

Ein Meer aus Bambus schirmt die Urlauber vom Nachbar-Langhaus ab. Die herausgeschobenen Kästen mit den Panoramafenstern bilden innen gemütliche Nischen. Foto: Karin Polz

Nun sind noch drei Ferienhäuser für längere Aufenthalte dazugekommen. Und auch bei ihnen wird der – meiner Meinung nach – entscheidende Grundsatz guter Architektur verwirklicht: Ein perfektes Haus muss perfekt zum Grundstück, zur Umgebung, zur Landschaft passen. Die drei Langhäuser tun das: Das Haus am See, das Haus am Feld und das Haus am Wald spielen ihre Vorzüge gerade in Verbindung mit ihrer Lage aus.

Charakteristisch für die Langhäuser sind ihre klare, schlichte Form, ihre dunkle Holzfassade und ihre Panoramafenster. Entworfen wurden sie vom Architekturbüro Format Elf aus Töging. „Unsere Vorgabe war: bewegte Häuser, die bewegen“, sagt Bauherr Erwin Rückerl. Was damit gemeint war? Konkretes eher nicht. Wichtig ist für ihn, was herausgekommen ist: Häuser, die fast zu schweben scheinen, weil ein Holzsteg als Zugang sie von der Landschaft abhebt. Bambus, der sich rund um die Häuser leicht im Wind wiegt. Fassadenfelder mit großen Fensterflächen und Nischen, die sich aus dem dunklen Haus rausschieben. Spiegelungen auf den Fenstern. Lamellen, die enthüllen, verbergen und Schatten werfen. Die Planung und Umsetzung hat auch die Bayerische Architektenkammer überzeugt, die die Rottaler Langhäuser für die Architektouren 2014 ausgewählt haben.

Terrasse eines Langhauses des Hofguts Hafnerleiten

Die Terrasse des „Hauses am Wald“ liegt, wie der Name schon verrät, am Waldrand. Wer nicht nur auf Bäume schauen mag, kann den Blick auch übers Rottaler Hügelland schweifen lassen. Foto: Karin Polz

Dass die dunkle Holzfassade bestens in die Natur passt, davon musste Architekt Stefan Hanninger die Bauherren Anja Horn-Rückerl und Erwin Rückerl nicht lange überzeugen. Andere Ausstattungsmerkmale ergaben sich aus der Funktion: eine vollständige Küche, Infrarotkabinen in zwei der drei Häuser, ein zweiter Schlafplatz für Gäste, die lieber alleine schlafen, auch die Anordnung der Räume dem Sonnenlauf entsprechend.

Viel Holz, viel Ausblick, reduzierte Formen, gemütliche Nischen und jede Menge schöner Details: Die Langhäuser haben meiner Meinung nach alles, was gute Urlaubsarchitektur ausmacht. Tatsächlich sollte man in ihnen länger bleiben, um alles nutzen zu können, was sie so gemütlich macht. Und das ist sicherlich nicht nur die Badewanne im Obergeschoss mit Blick in den Himmel.

Nachts im Hotel

Es fühlt sich gut an, in eindrucksvoller Architektur zu wohnen – auch im Urlaub. Für unseren Hamburg-Städtetrip haben wir daher ein architektonisch interessantes Hotel ausgewählt: das Gastwerk im Hamburger Westen. Das riesige Industriedenkmal aus Backstein und Stahl wurde nach 1892 als Gaswerk gebaut. Heute trägt es im Namen ein „t“ mehr, bezeichnet sich selbst als Hamburgs erstes Design-Hotel und fasziniert mit Loftcharakter. Wer die Lobby betritt, steht mitten in einer hohen, lichtdurchfluteten Industriehalle – und fühlt sich doch ein bisschen wie in einem Innenhof, denn die Zimmer befinden sich rechts und links der Lobby sozusagen in einem „Gebäude im Gebäude“. Brücken, Stahlträger, alte rohe Backsteinmauern und mehrere Rückzugsorte auf verschiedenen Ebenen haben uns so fasziniert, dass wir uns auf eine nächtliche Foto-Entdeckungstour durch das Hotel gemacht haben. Alle Fotos stammen von Hendrik Schwartz.

Architektur in Norwegens Natur

Zwei Häuschen des Hotel Juvet in Norwegen

Die Häuschen des Hotels Juvet stehen mitten in der Natur.

Manchmal versteckt sich interessante Architektur dort, wo man sie am wenigsten vermutet. Zum Beispiel zwischen Birken, Espen, Kiefern, Felsen und einem Fluss in Norwegen, zwischen den Touristenmagneten Geirangerfjord und Trollstigen. Ursprünglich stand in einer einsamen Gegend irgendwo an dieser Landstraße ein Bauernhof – und einige Gebäudeteile des Hofes stehen immer noch. Doch dort, wo früher nur Wildnis war, sind heute Hotelzimmer – sehr ungewöhnliche allerdings. Sie gehören zum Hotel Juvet, das sich als „erstes Landschaftshotel Europas“ bezeichnet.

Ausblick vom Spa des Hotels Juvet

Nicht nur die sieben Häuschen, auch der Spa-Bereich, hier links die Terrasse, bietet wunderbare Ausblicke auf die norwegische Landschaft.

Sieben moderne Häuschen aus Holz verteilen sich mitten in der Natur. Das Besondere: Jedes Häuschen ist innen wie außen minimalistisch gestaltet, im Mittelpunkt steht jeweils der Ausblick. Wer in das Häuschen tritt, steht mitten in dem Zimmer, das viel freien Raum und wenig Möbel bietet. Doch darauf achtet sowieso niemand, denn eine Wand pro Haus, teils sogar zwei, sind aus Glas. Und weil Wände, Böden und Einrichtung in ganz dunklen Farben gehalten sind, schweift der Blick natürlich sofort zum Panorama, das es in sich hat – etwas anderes ist mitten in der norwegischen Natur auch kaum zu erwarten.

Ausblick aus einen Häuschen des Hotel Juvet

Weil das Zimmer in dunklen Farben gehalten ist, tritt der Ausblick in den Vordergrund.

Ich durfte eine Nacht in dem Häuschen verbringen, das direkt über dem Fluss Valldøla liegt. Und ich bin lange einfach nur dagesessen und habe aus dem Fenster, auf den Fluss, auf den Wald geschaut. Denn natürlich kommt man als Tourist wegen der Landschaft nach Norwegen. Und genau diese bekommt man hier wie auf einer Kinoleinwand geboten. Auch vom Bett aus, das in einer Zimmernische eingepasst ist, blickt man durch die Glaswand nach draußen. Jedes Haus hat eine andere Ausrichtung, ein anderes Panorama, und jedes Haus steht für sich alleine. Und jedes ist nur für zwei Personen konzipiert – wie ein Hotelzimmer, nicht wie ein Ferienhaus.

Kurt Slinning ist der Hotelier, der die Häuschen vermietet. Und dennoch sind Touristen, die nur eine Schlafstätte suchen, bei ihm an der falschen Stelle: „Wir verkaufen hier mehr als nur ein Zimmer“, sagt Slinning. Ihm geht es um die Philosophie, die hinter den Entwürfen der Architekten von Jensen & Skodvin aus Oslo steckt.

Alter Kuhstall des Hotel Juvet

Im ehemaligen Kuhstall des Hofes befinden sich heute Restaurant und Rezeption des Hotels.

Die Macht der Natur, Einsamkeit, Ruhe, Zurückgezogenheit, dafür steht Juvet. Das sollten die Urlauber auch zu schätzen wissen. Treffen können sich die Hotelgäste aber zum Beispiel im Spa-Häuschen, das ebenfalls mit Fluss-Blick aufwartet. Und gegessen wird zusammen  im Kuhstall des alten Bauernhofes. Knut Slinning kennt den Hof von früher, sein eigenes Sommerhaus liegt gegenüber. Als die Hauptstraße dazwischen zu einer der norwegischen Landschaftsrouten ernannt wurde und der Bauer seinen Hof zum Kauf anbot, entstand die Idee mit den Häuschen. „Wir arbeiten mit denselben Ressourcen wie früher die Bauern“, sagt Knut Slinning.

Das Hotel wurde 2012 mit dem Architekturpreis Houens Fonds Diplom ausgezeichnet. Dieser gilt als der älteste und renommierteste Architekturpreis in Norwegen. Er wird vom Kultusministerium verliehen an Projekte, die der Verband der norwegischen Architekten nominiert hat.

Wer bei seinem nächsten Norwegenurlaub eine Nacht in preisgekrönter norwegischer Architektur verbringen will, kann das für etwa 185 Euro pro Nacht und Person machen: Juvet Landskapshotell, 6210 Valldal, Telefon: 0047/95032010, www.juvet.com.

Augen auf in Vorarlberg

Ein modernes Holzhaus in Bezau in Vorarlberg.

Ein modernes Holzhaus in Bezau in Vorarlberg.

Wer Architektur liebt, sollte Urlaub im österreichischen Bundesland Vorarlberg machen. Aber er sollte dabei tunlichst vermeiden, selbst mit dem Auto durch die Region fahren zu müssen. Denn wenn man ständig verzückt schauen muss, welche bewundernswerten Gebäude rechts und links der Straße stehen, kann man sich halt schlecht auf den Verkehr konzentrieren.

Holzhaus in Bezau

Holzhäuser passen sich durch ihr Baumaterial an die alte Bebauung an.

Mir ging es jedenfalls so – am liebsten hätte ich ständig am Straßenrand gehalten, um die Häuser genauer anzuschauen. Ein Spaziergang auch durch kleinere Orte ist wie ein Besuch im Musterhauspark – nur, dass die Häuser in den Vorarlberger Orten wesentlich schöner sind als die meisten Musterhäuser. Einer der ersten zehn Plätze wäre Vorarlberg bei einem Ranking der Welt-Architekturregionen gewiss, glaubt Bregenzerwald Tourismus und listet auf seinen Internetseiten und in Broschüren reihenweise sehenswerte Bauten auf.

Ein Holzhaus mit Flachdach in Bezau.

Flach und große Fenster: ein weiterer Hingucker am Straßenrand.

Aber warum gibt es nun gerade in Vorarlberg so viele schöne Bauten? Weil jedes vierte Wohnhaus von einem Architekten geplant wird, und weil diese ihre ganz eigenen Vorstellungen von Architektur pflegen – regional, nachhaltig, wohnlich. Der Nutzwert war immer wichtig, betonen Experten. Und es wird viel Holz verbaut – und weil das seit Jahrhunderten in Vorarlberg so ist, passen die neuen Häuser in modernen Formen auch gut zu den alten Häusern – das gemeinsame Baumaterial verbindet. „Klare Linien, Glas und Holz aus heimischen Wäldern charakterisieren die neuen Gebäude, die zudem wahre Energiesparmeister sind“, heißt es beim Vorarlberg Tourismus. „Das ist in Vorarlberg praktisch bereits üblich geworden, dass man hier modern baut“, sagt Matthias Amann von der Vorarlberger Holzbaukunst in einem Video, das hier auf Youtube zu sehen ist. Architektur, Ökologie und gutes Handwerk hält er für das erfolgversprechende Dreieck.

Am spannendsten für mich waren natürlich die Wohnhäuser, auch wenn viele Schulen, kommunale Einrichtungen, gewerbliche Bauten und Hotels ebenfalls einzigartige Architektur vorweisen können. Die privaten Bauten kann man natürlich nicht besichtigen, aber schon bei einem Spaziergang bekommt man vom Gehsteig aus spannende Einblicke – ein paar sind hier zu sehen.

Flachdachhaus in Bezau.

Gute Aussichten – sowohl für die Hausbewohner, als auch für die Spaziergänger in Bezau, die auf den Hang blicken.

Für mich zeigt sich im Vorarlberg, dass es sich erstens lohnt, mit Architekt zu bauen: Die Qualitätsunterschiede zu einer bayerischen Wohnsiedlung sind eigentlich für jeden Laien deutlich sichtbar. Zweitens zeigen die Häuser ganz deutlich, dass moderne Architektur sehr wohl wohnlich und praktisch sein kann. Wer vorhat, demnächst zu bauen, sollte einen Kurzurlaub im Bregenzer Wald unbedingt einplanen – es gibt dort nämlich auch ein paar Hotels, die neben guter Architektur auch gute Erholung versprechen. Und gute Anregungen fürs eigene Haus sind sowieso garantiert!