Einen genaueren Blick wert: das Waldlerhaus

Das Schanzer-Häusl steht heute im Freilichtmuseum Finsterau. Ursprünglich stammt es aus Riedelsbach in der Gegend von Neureichenau im Landkreis Freyung-Grafenau und wird in den Denkmalpflege-Themen als Beispiel für den Typ des Böhmerwaldhauses geannt. Typisch hierfür sind das Steildach und die Verschindelung. Foto: Karin Polz

Denkmalpflege ist nicht unbedingt ein Thema, mit dem man sich in seiner Freizeit beschäftigt. Aber dieses Heft des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege eignet sich sogar als Lektüre auf dem Nachtkästchen oder um sich an einem verregneten Sonntagnachmittag in der Zeit zu verlieren: „Denkmalpflege-Themen: Das Waldlerhaus“. Auf mehr als hundert Seiten geht der Leser hier auf eine Reise durch den Bayerischen Wald zu den Häusern und Höfen der Vergangenheit. Wer hier erfährt, was das Typische am Waldlerhaus ist und war, der wird nie mehr achtlos an alten Bauernhöfen oder fast verfallenen Sacherln vorbeifahren. Denn hinter der Bauweise der Waldlerhäuser steckt eine ganze Kulturgeschichte.

Angepasst an die regionalen Gegebenheiten

Zwischen Passau und Furth waren die Waldlerhäuser vom 17. bis zum 19. Jahrhundert Wohn- und Arbeitsstätte von Waldlern, also von Menschen, die im und vom Wald lebten. Es gibt nicht genau einen Haustyp, der so bezeichnet werden kann – vielmehr sind es viele einzelne Merkmale, die ein Waldlerhaus ausmachen. Im ersten Teil des Heftes beschreibt Anke Borgmeyer ausführlich die Charakteristika und zeigt eindrücklich, wie sie mit der Lebensweise der Bewohner und den Gegebenheiten der Region zusammenhängen.

Blockbauweise und ein hölzerner Schrot

Waldlerhäuser sind ihrer Beschreibung nach kleine, ein- bis zweigeschossige Bauernhäuser; das Erdgeschoss aus Stein, darüber Holzbauten. Zum Teil sind im Erdgeschoss auch Teile in Blockbau erhalten – was alleine schon deshalb spannend ist, weil bei der Blockbauweise jeder erst einmal an Kanada oder Skandinavien denkt. Dabei ist der Blockbau auch bei alten Bauernhäusern üblich gewesen. Typisch für das Waldlerhaus ist der hölzerne Schrot am Giebel – ein Balkon sozusagen, der über die Fassade des Erdgeschosses hinaussteht. Er kann auch verkleidet sein und so als Trockenplatz oder Laube genutzt werden.

340 Waldlerhäuser führe die Bayerische Denkmalliste zurzeit auf, berichtet Anke Borgmeyer im zweiten Kapitel des Hefts. Mehr als hundert Waldlerhäuser mussten allerdings auch aus der Liste gestrichen werden, weil sie einstürzt waren oder als Ruinen abgerissen wurden. Sicher ist: Das Waldlerhaus verschwindet immer mehr, wird vernachlässigt, bis es zusammenfällt, oder wird ohne Rücksicht auf den Denkmalschutz umgebaut. Die Zahlen sind ein Grund, sich die Häuser umso genauer anzuschauen. Wie beispielsweise im dritten Kapitel des Hefts: Markus Hundemer und Marion-Isabell Hoffmann nehmen mit auf eine Fotoreise durch die Landkreise Passau, Freyung-Grafenau, Deggendorf, Regen, Straubing-Bogen und Cham.

Gut erhaltene Häuser in den Freilichtmuseen

Ein weiteres Kapitel widmet sich den Waldlerhäusern in den Freilichtmuseen. Doch am spannendsten sind die Beispiele aus der Praxis: Diese zeigen, wie alte Waldlerhäuser saniert wurden. Durch beeindruckende Vorher- und Nachher-Fotos erfährt man einerseits, wie schwierig die Wiederherstellung oftmals war. Andererseits begeistern die Fotos der sanierten Gebäude. Denn sie zeigen, welche Qualitäten die Waldlerhäuser auch heute noch haben.

Insgesamt gibt das Heft einen guten Einblick ins Thema. Viele alter Häuser des Bayerischen Waldes, an denen man sonst einfach vorbeigefahren wäre, sieht man nach der Lektüre mit ganz neuem Blick.

Das Cover des Heftes, das für jeden interessant ist, der mit offenen Augen für Architektur und Tradition durch den Bayerischen Wald fährt.

Das Heft „Denkmalpflege-Themen: Das Waldlerhaus“ (Nummer 1/2017) des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege steht im Internet als PDF zum Download bereit oder kann kostenlos bestellt werden unter beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege per E-Mail an publikationen@blfd.bayern.de.

Vergesst die Zukunft nicht!

Buchtipp: Was zu beachten ist, wenn man heute ein Haus baut

Wer ein Haus baut, beschäftigt sich vor allem mit der Gegenwart: Welche Bedürfnisse habe ich, welche Materialien liegen im Trend, wie integriere ich mein Bauvorhaben ins Umfeld? An die Zukunft denken Bauherren höchstens, wenn es um die Raumaufteilung und die Anzahl der Kinderzimmer geht. Kaum jemand überlegt, was in 20 Jahren sein wird – obwohl die Nutzungsdauer eines Hauses doch noch wesentlich länger veranschlagt wird. Warum es sich lohnt, beim Hausbau oder Hauskauf auch weiter in die Zukunft zu blicken als nur bis zum angepeilten Einzugstermin, erklärt das Buch „Bauen für die Zukunft“ aus dem Callwey-Verlag. Es gibt einen guten Einblick, welche Themen Architektur, Bauen und Wohnen in den nächsten Jahrzehnten bestimmen werden.

Die Themen der Zukunft

Als fünf starke Impulsgeber, die die Architektur und das Wohnen stark prägen werden, sind folgende Punkte genannt:

  • Steigende Energiekosten & neue Mobilität
  • Klimawandel & Ressourcenschonung
  • Materialinnovation & Computersteuerung
  • Digitale Revolution & Smart Home
  • Soziale Städteplanung & Wohnformen
Ausschnitt aus einer fiktiven Immobilienanzeige aus dem Jahr 2019 - ob die Zukunft des Wohnens so aussieht?
Das fiktive Haus, das 2029 zum Verkauf steht, ist aus unbehandeltem Holz, hat hundert Quadratmeter Gemüsebeete zu bieten, die Begrünung bindet jährlich eine Tonne Kohlendioxid und besitzt Ladestationen für E-Auto und E-Bike. Ein Vision, die Wirklichkeit werden wird?

Viele dieser Themen sind bekannt, manche ziehen künftige Bauherren bestimmt auch jetzt schon in ihre Überlegungen mit ein. Und einige Punkte sind es wert, genauer betrachtet zu werden, wenn man vorhat, ein Zuhause zu bauen, das viele Jahrzehnte die eigenen Bedürfnisse erfüllt.

Kühlung ebenso wichtig wie Wärmedämmung

Geht es um Themen wie Nachhaltigkeit, Ressourcen- und Energieverbrauch, stehen oft die Art der Heizung und die Wärmedämmung im Vordergrund. Dabei übersehen die meisten, dass durch den Klimawandel auch die Kühlung des Wohnraums mittlerweile von großer Bedeutung ist. „Kühlung war früher für Bauten in Mitteleuropa nicht erforderlich“, erklärt dies Ingenieur Matthias Schuler in dem Callwey-Buch. Dabei kann Hitze- und Sonnenschutz auch sehr einfach sein, nicht immer ist eine technische Lösung notwendig. Ein ausreichender Dachüberstand kann schon viel bringen. Matthias Schuler rät dazu, vor der Planung immer den Standort und das Mikroklima genau zu analysieren. Dazu zählen auch Sonnentage, Windstärke, Windrichtungen. So lassen sich Heizung und Kühlung maßschneidern.

Wegstrecken genauso berechnen wie die Zinsen

Der Standort des geplanten Hauses ist auch in anderer Hinsicht wichtig. Mobilität und wie man welche Wege zu welchen Kosten künftig zurücklegen kann, ist ebenfalls eine Frage, die weit in die Zukunft reicht. Architekt und Stadtplaner Wilhelm Klauser schlägt dabei im Buch eine detaillierte Berechnung vor: Jeder von vornherein absehbare notwendige Weg – zur Arbeit, zur Schule – wird genau aufgelistet und bewertet: Wie viel Lebenszeit kosten die notwendigen Wege? Das wird für alle Familienmitglieder berechnet und dann multipliziert mit den Jahren, die man am geplanten Bauort wohnen möchte. Wie die Berechnung von Zins und Tilgung sollte die Zeit mit in eine Kalkulation einfließen.

Spannende Interviews, praktische Tipps, informative Grafiken

Eine abwechslungsreiche und informative Mischung aus Interviews mit Experten, Projektvorstellungen, Hausporträts und Listen und Grafiken macht das Buch zum Nachschlagewerk für alle, die zukunftsorientiert bauen wollen. Aber auch, wer aktuell nicht bauen will, findet in dem Buch viele Themen, über die es sich nachzudenken lohnt: Welche Vorteile könnte ein zweites Stromnetz mit Gleichstrom für ein Haus mit Photovoltaikanlage bringen? Wie wirkt sich Licht auf den Organismus und die Gesundheit aus? Was können bepflanzte Dächer und Fassaden gegen Kohlendioxid und Feinstaub ausrichten? Welche Rolle wird mobiles Wohnen auf kleinster Fläche spielen? Zum letztgenannten Punkt stellt Fertighaus-Unternehmer Johannes Schwörer sein Konzept „Flying Space“ vor: eine Wohneinheit, die flügge gewordene Kinder beispielsweise künftig mitnehmen könnten, wenn sie das – aus Flying-Space-Modulen gebaute – Elternhaus verlassen.

https://www.instagram.com/p/BJPUgtkBntL/

Im Buch finden sich auch Projekte, die Blogleser aus meinen früheren Beiträgen schon kennen: zum Beispiel das Algenhaus mit seiner Bioreaktor-Fassade und das aus Modulen flexibel zusammengesetzte Haus Case Study House #1.

Das Buch „Bauen für die Zukunft“ (ISBN 978-3-7667-2104-4) von Louis Saul ist im Callwey-Verlag erschienen und kostet 39,95 Euro.

Mit „Urlaubsarchitektur Selection 2018“ auf Reisen

Edler Leineneinband, geprägte Schrift, bemerkenswerte Architektur in faszinierender Landschaft: Dem Buch „Urlaubsarchitektur Selection 2018“ sieht man schon von außen an, dass es hier um die schönen Dinge des Lebens geht.

38 inspirierende Unterkünfte für Architekturfans

Ich habe nur 30 Urlaubstage im Jahr – aber gedanklich bin ich bestimmt doppelt so viele Tage im Jahr auf Reisen. Dann google ich Flugverbindungen und Klimatabellen und klicke mich durch Hotels und Ferienwohnungen. Gerade allerdings bevorzuge ich analoge Inspirationen: das eben erschienene Buch „Urlaubsarchitektur Selection 2018“. Die Seite www.urlaubsarchitektur.de gehört schon länger zu meinen liebsten Ideengebern, wenn es um architektonisch ansprechende Urlaubsunterkünfte geht. Dass 38 der mehr als 400 auf der Internetseite vorgestellten Häuser jetzt auch auf Papier vorgestellt werden, kommt mir sehr entgegen: Das Buch mit seinem angenehm in der Hand liegenden Leineneinband und den wunderbar griffigen Seiten nehme ich besonders gerne mit auf die Couch, zusammen mit einer kuscheligen Decke und einer Tasse Tee. Und dann lasse ich mich einfach von „Urlaubsarchitektur“ mit auf die Reise nehmen . . .

Ich starte in der hügeligen Landschaft der Uckermark mit einem Besuch im Sternhagener Haus. Das historische Bauernhaus mit Stall und Scheune sieht außen ganz traditionell aus, innen allerdings verbergen sich luftige, helle Räume, denen das alte Holzgebälk einen ganz eigenen Rhythmus verleiht. Weiß gestrichene Balken und puristische Holzmöbel schaffen ein skandinavisches Flair.

Blick ins Innere des Ferienhauses Sternhagener Haus

Das alte Holzgebälk teilt den Innenraum des Sternhagener Hauses in verschiedene Zonen auf. Foto: Francisca Gomez/www.dassternhagenerhaus.de

Weiter geht die Reise nach Fehmarn, wo Haus Berta und Haus Charly zeigen, wie moderne Holzbauten sich harmonisch in gewachsene Bebauung einfügen können. Haus Berta bietet durch die verglasten Giebelseiten freie Sicht bis zur Ostsee, Haus Charly dagegen überzeugt vor allem durch seine moderne kubische Form. Zum Strand müssen Urlauber von beiden Häusern aus nur 900 Meter überwinden.

Die Inselhäuser Berta und Charly in einer Außenansicht

Einmal Langhaus, einmal Kubus: Haus Berta und Haus Charly unterscheiden sich in ihrer Form, nicht aber in der Holzfassade. Foto: Rene Supper

Die Appartements im Hunsrück und die nachhaltigen Lodges in Garmisch-Partenkirchen überspringe ich genau so wie die Unterkünfte in Frankreich und Griechenland, denn ich habe bereits ein Ziel erspäht, das mich besonders reizt: Hen House und das Studio Fiskavaig stehen in der rauen Landschaft der Isle of Skye. Mit geradlinigen Formen trotzen sie den Winden der „Insel des Nebels“. Drinnen ist es hell und gemütlich mit dem Kamin – das verspricht Wohlbehagen inmitten der wilden Landschaft.

Das Hen House steht mitten in der wilden Landschaft der Isle of Skye

Klein, schlicht und mit einfachen Materialien gebaut: Das Hen House überzeugt mit Understatement. Foto: Andrew Lee

Nach einem Zwischenstopp im Piemont und einem Ausflug in die Toskana lande ich schließlich bei einem Ziel, das tatsächlich ganz oben auf meiner Reise-Wunschliste steht: Sizilien. Die Villa Vendicari schmiegt sich rund und geschwungen in die Landschaft, sie verschwindet fast in der mediterranen Umgebung. Ebenso ergeht es den Urlaubern in den höhlenartigen Räumen.

Innenraum der Villa Vendicari aus dem Buch Urlaubsarchitektur

Die höhlenartigen Räume der Villa Vendicari vermitteln Geborgenheit. Foto: Domenico Piccione

Für heute ist meine Reise mit „Urlaubsarchitektur Selection 2018“ beendet, denn jetzt interessiert es mich doch, wie die Flugverbindungen nach Sizilien aussehen. Beim nächsten Anflug von Fernweh werde ich das Buch jedoch wieder konsultieren – schließlich geht es auf vielen weiteren Seiten unter anderem noch nach Portugal und Spanien.

Eine Buch-Empfehlung für Urlaubsästheten

„Architektur ist wichtiger als Landschaft“, meint Architekt Jan Hamer, der 2007 „Urlaubsarchitektur“ gegründet hat, damit gut gebaute Architektur auch die richtigen Gäste finden kann. In jedem Fall machen Reiseträume und Urlaubsplanung mehr Spaß, wenn die Unterkünfte auch alleine schon die Sehnsucht nach dem Reiseziel wecken. Ich werde jedenfalls noch sehr oft mit dem Buch auf Reisen gehen – wenigstens gedanklich. Wer mitkommen möchte: Das Buch „Urlaubsarchitektur Selection 2018“ ist in der hauseigenen Edition Urlaubsarchitektur erschienen und unter ISBN 978-3-9817367-4-8 im Shop von Urlaubsarchitektur sowie im Buchhandel erhältlich. Für 36,95 Euro kann der Leser auf 276 Seiten in Deutsch und Englisch von 38 Zielen in Europa träumen. Gute Reise! Fortsetzung folgt in Kürze . . .

Architektur auf Instagram: Fünf Empfehlungen

Meine täglich Dosis Architekturfotografie hole ich mir auf Instagram. Wer sich für wohlproportionierte Gebäude, stilvolles Wohnen und spannende Details begeistern kann, dem lege ich folgende Instagram-Profile ans Herz – schaut doch mal hier vorbei:

Tipp 1: Urlaubsarchitektur

Eine meiner liebsten Beschäftigungen ist es, von künftigen Urlaubszielen zu träumen. Die müssen auch gar nicht exotisch sein, dafür aber architektonisch anspruchsvoll. Die besten Inspirationen liefert mir das Portal Urlaubsarchitektur. Ich schaue mir gerne die Hotels und Ferienhäuser auf Facebook an und habe den Newsletter abonniert, um über neue Urlaubsarchitektur-Ziele informiert zu werden. Auch auf Instagram ist das Netzwerk natürlich aktiv und zeigt die schönsten Unterkünfte von innen und außen.

Tipp 2: dezeen

Dezeen behauptet von sich selbst, das einflussreichste Architektur-, Design- und Interior-Magazin der Welt zu sein. Ob das stimmt, mag ich nicht beurteilen, die Bilder jedenfalls sind es wert, dass man dezeen auf Instagram folgt. 1,3 Millionen Abonnenten hat das Profil bereits und ich bin einer davon. Ich mag am liebsten die Fotos von Wohnhäusern aus der ganzen Welt.

Tipp 3: Skyscraping_Architecture

Wolkenkratzer faszinieren aus den verschiedensten Gründen. Mit Architekturfotografie lässt sich die volle Größe der Hochhäuser oft nur schwer einfangen, vor allem in dem für Instagram typischen quadratischen Format. Und trotzdem gibt es anscheinend viele Fotografen, die sich auf die herausragenden Gebäude spezialisiert haben – oder woher hätte der Instagram-Account sonst die vielen Fotos von Wolkenkratzern?

presents the Skyscraping Architecture Featured Shot by @sleepingforest1226 Selected by @stanish.stanishev ☁☁☁☁☁ Stunning composition! Congratulations to Aaron and be sure to check out his impressive gallery for more splendid shots! ☁☁☁☁☁ Thanks for sharing & tagging your style hot with #skyscraping_architecture ☁☁☁☁☁ Tag your shots with #skyscraping_architecture for a chance to be featured Be sure to visit our other hubs: @skyscraping_magic @icu_architecture Please visit our friends: @1_unlimited @archi_unlimited @bnw_unlimited @classic_unlimited @cityscapes_unlimited @tp_unlimited @minimal_lookup @arkiminimal @creative_architecture @archi_features @architecture_view @curated_archi @lookingup_architecture ☁☁☁☁☁ #communityfirst #archdaily #architecture #architectureporn #architectural #architecturelovers #archilovers #buildings #building #upthere #lookingup_architecture #alwayslookingup #lookingup #lookingupatbuildings #art_chitecture_ #diagonal_symmetry #rustlord_archdesign #archi_features #igglobalclub #igworldclub #worldshotz #archi #archidaily #archimasters #архитектура #arquitectura #worldshotz #jaw_dropping_shots #Shanghai #China

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Tipp 4: Baufritz

Zwischen all der Wolkenkratzer-Ästhetik mit unzähligen Stockwerken, die auf Instagram so beliebt ist, darf es auch mal etwas „Bodenständiges“ sein. Viele (Fertig-)Haus-Hersteller zeigen ihre Entwürfe und Umsetzungen in den sozialen Medien. Inspirationen für Bauherren bietet zum Beispiel der Instagram-Account von Baufritz. Zu sehen gibt es auf dem noch recht jungen Profil vor oft ganze Bildreihen mit Außen- und Innenansichten von Musterhäusern.

Tipp 5: lookingup_architecture

Mein Lieblings-Instagram-Account, definitiv! Die Motive, die hier zu finden sind, haben eine Gemeinsamkeit: die Perspektive. Wie der Name bereits verrät, schaut man sich Gebäude hier meistens von unten mit Blick nach oben an. Die Fotos, die aus diesem Blickwinkel entstehen, sind oft sehr beeindruckend, manchmal regelrechte Kunstwerke. Diese Art der Architekturfotografie fasziniert mich immer wieder – und nicht nur mich, denn dem Instagram-Account folgen knapp 70.000 Menschen.

Habt ihr noch Tipps, welchen Instagram-Accounts zum Thema Wohnen und Architektur man folgen unbedingt folgen sollte? Über neue Inspirationen freue ich mich immer!

Lesen und staunen: Kleine Häuser unter 100 Quadratmeter

Das Buch „Kleine Häuser unter 100 Quadratmeter“ ist im DVA-Verlag erschienen.

Kleine Häuser faszinieren mich. Vielleicht deshalb, weil ein kleines Haus immer perfekt auf seine Bewohner abgestimmt sein muss – dafür plädiere ich ja sowieso. Und unkonventionelle Lösungen für diverse Wohnfragen begeistern mich auch. Solche sind einfach typisch für kleine Häuser. Kreativität ist gefragt, wenn wenige Quadratmeter für zwei oder mehr Personen reichen sollen.

Das Buch „Kleine Häuser unter 100 Quadratmeter“ von Thomas Drexel (DVA, ISBN 978-3-421-03965-1) hat mich daher von der ersten bis zur letzten Seite begeistern können. Der Band stellt 25 vorbildhafte, in Baustil, Konstruktionsweise und Innenraumgestaltung ganz unterschiedliche Häuser vor. Es gibt jeweils eine kleine Geschichte zum Haus, einen praktischen Tipp für zukünftige Bauherren und natürlich viele Fotos, die Baudaten und Grundrisszeichnungen.

Bei Studieren der Bauprojekte stellt man schnell fest, dass es einige Tricks gibt, die in kleinen Häusern auf einfache Art ganz großartigen Wohnraum schaffen. Fast in allen kleinen Häusern in dem Buch von Thomas Drexel werden drei ganz bestimmte Regeln beachtet.

Erstens: Platz spart man am einfachsten dort, wo man ihn nicht braucht.

Ein großer Eingangsbereich mag repräsentativ sein, unbedingt notwendig ist er aber nicht. Wer an der Grundfläche sparen muss, lässt den Eingangsbereich einfach weg. Sieht man im Buch wunderbar am Beispiel des sechs mal sechs mal sechs Meter großen Wohnwürfels von Architekt Theis Janssen. Das Haus, das in Bremen gebaut wurde, ist auf der Westseite im Erdgeschoss und im ersten Geschoss fast vollständig verglast. Und die Haustür ist einfach dort, wo man eine Terrassentür erwarten würde, und führt direkt in den Wohnbereich. Sieht man sehr schön auf der Homepage des Architekten.

Platzsparend lassen sich meist auch Schlafzimmer planen: Ein Bett muss reinpassen, sonst eigentlich nichts. In einem Wochenendhaus im Schwarzwald bei Freiburg, geplant von Architekturbüro Matthias Lange, Freiburg, befindet sich das Bett direkt unter dem Spitzdach. Der Platz zu Stehen wird hier schon knapp, für andere Zwecke hätte man den Raum also vermutlich gar nicht nutzen können.

Zweitens: Drinnen und Draußen vereinen mit großen Fenstern

Helle Räume wirken größer als Dunkle. Und großzügige Blicke nach draußen verhindern ein Gefühl von Beengtheit. Daher arbeiten fast alle Architekten in dem DVA-Band mit großen Fenstern, meist bodentief. Tiefe holzbelegte Sitzbänke in den Fensterausschnitten gehören zu den typischen Elementen in den kleinen Häusern von Simon Storey/Anonymous Architects, die er auf kleinen Grundstücken in Los Angeles gebaut hat. Sie sind einerseits perfekte Ruhe- und Aussichtspunkte in dem kleinen Haus. Andererseits erfüllen sie aber auch durchaus praktische Aufgaben: So ersetzt zum Beispiel eine Fensterbank als Sitzbank direkt am Esstisch weitere Stühle. Doppelt praktisch: Zum einen steht kein zusätzliches Mobiliar herum und nimmt Platz weg. Zum anderen kann der Esstisch so nahe an Fenster und Wand gerückt werden, wie es mit einer Bestuhlung wohl nicht möglich wäre.

Drittens: Stauraum clever einplanen und dadurch die Raumgliederung unterstützen

Offene Grundrisse sind ein Muss im winzigen Haus. Aber ein wenig Gliederung kann die Wohnfläche dennoch vertragen. Mein Lieblingsbeispiel im Buch „Kleine Häuser unter 100 Quadratmeter“ ist ein 85 Quadratmeter großes Wohnhaus in Lodin in Tschechien, das ASGK Design in Prag geplant hat. Der große, zusammenhängende Wohnraum mit Essplatz und Küche ist hier in verschiedene Ebenen unterteilt. Niedrige Podeste gliedern den Erdgeschossraum und bieten gleichzeitig Stauraum. So sind unter das Podest, das die Küche abtrennt, Holzscheite geschichtet. Weitere Podeste sind gerade so hoch, dass sich Bücher darunter einräumen lassen. Erkennt man auch gut in der Bebilderung zur Projektbeschreibung auf der Homepage der Architekten.

Was ist eigentlich Suffizienz?

Suffizienz Ratgeber Leitfaden

Der VPB-Leitfaden „Suffizienz – Zukunftstrend Klasse statt Masse“ gibt Denkanstöße für alle, die nachhaltig bauen und wohnen möchten. Foto: Karin Polz

Ökologisch bauen, nachhaltig bauen – das haben wir schon mal gehört. Aber suffizient bauen? Was hat das nun wieder damit zu tun? Der Verband Privater Bauherren e. V. (VPB) hat einen Leitfaden für Bauherren und Immobilienbesitzer herausgegeben, der sich mit dem Thema Suffizienz befasst. Für alle, die sich schon Gedanken zum Thema Ökologie, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit gemacht haben, ist diese 28-seitige Broschüre eine informative Inspirationsquelle.

Bei Suffizienz geht es darum, das richtige Maß zu finden und vorherrschende Komsummuster zu ändern. „Suffizienz bedeutet so viel wie mit dem Nötigsten auszukommen und mit dem Notwendigen zufrieden zu sein“, heißt es im VPB-Leitfaden. Im Hinblick auf das Bauen und Wohnen betrifft die Suffizienz allerdings nicht nur den Verbrauch an Baugrund, Energie und Material, sondern heißt auch, sich beim Planen Gedanken darüber zu machen, welche Auswirkungen das Bauprojekt auf das weitere Leben hat. Wer zum Beispiel weit weg von seiner Arbeitsstätte, von Kindergärten, Schulen und Einkaufsmöglichkeiten baut, wird später ein Auto benötigen, um den Alltag zu bewältigen. Und auch ein Auto benötigt Rohstoffe und Energie.

Für alle, denen der Gedanke, auf etwas zu verzichten oder sich zu beschränken, keine Angst einjagt, hat der Ratgeber Tipps und Anregungen zur Suffizienz beim Bauen und Wohnen. Insbesondere das Bauen mit einem Architekten wird positiv hervorgehoben – denn natürlich lassen sich da die eigenen Bedürfnisse besser eingrenzen und umsetzen als bei einem Bauträger-Haus, auf dessen Gestaltung man keinen Einfluss nehmen kann. Auch die Themen Nachverdichtung und Baugemeinschaften werden behandelt.

Statt gezielter Vorschläge gibt der Leitfaden jede Menge Denkanstöße. Gerade für diejenigen, die gerade einen Marathon bei Bauunternehmen und Musterhausparks absolvieren, kann die Lektüre sinnvoll sein: Denn während man dort alles präsentiert bekommt, was man „unbedingt“ braucht (und vermutlich irgendwann bei all den positiven Argumenten auch haben will), regt der Leitfaden dazu an, mal nachzudenken, was man eigentlich alles nicht braucht. Und das schont im besten Fall nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel.

Der VPB-Leitfaden „Suffizienz – Zukunftstrend Klasse statt Masse“ kann übrigens im VPB-Shop unter www.vpb.de bestellt werden – gedruckt oder digital. Der Leitfaden kostet 5 Euro plus Versand.

So kann man auf kleinem Grundriss großartig wohnen

Callwey Die besten Einfamilienhäuser unter 150 Quadratmeter

Sie bieten auch auf wenig Wohnfläche viel Platz: 30 Einfamilienhäuser zeigen in diesem Callwey-Buch, dass großzügiges Wohnen nicht von der Quadratmeterzahl abhängt. Foto: Karin Polz

Wenn ich Architektur- und Wohnbücher durchblättere, muss ich oft bei den Daten zu den vorgestellten Projekten die Luft anhalten. Da hat dann so ein Einfamilienhaus gut und gerne mal zwischen 250 und 350 Quadratmetern Wohnfläche. Wer kann sich das leisten? Und wer putzt das denn alles? Und außerdem: Wo ist denn da die Herausforderung, wenn man eh unendlich viel Platz zur Verfügung hat? Viel spannender finde ich kleine bis normalgroße Häuser, darum habe ich gerade mal wieder das Buch „Die besten Einfamilienhäuser bis 150 m²“ aus dem Callwey-Verlag (ISBN 978-3-7667-2136-5) durchgeblättert. 30 Projekte werden darin vorgestellt. Weit spannender als die Texte sind die Bilder, denn da sieht man auf einen Blick, dass der Wohnraum eines 80-Quadratmeter-Hauses durchaus großzügig wirken kann.

Drei Ideen zum Platzsparen

Treppauf, treppab: Da geht es mal ein paar Stufen von der Küche nach oben in den nächsten Raum, mal ist das Haus komplett als Split-Level-Konstruktion angelegt – die Wirkung von Wohnen auf verschiedenen Ebenen ist immer die gleiche: Der Grundriss wirkt spannender, die Räume größer. Der Trick besteht allerdings darin, gleichzeitig Durchsichten und Blickverbindungen zuzulassen. Das zeigt besonders ein Projekt der Architekten Denzer & Poensgen in Leverkusen. In dem Haus mit 147 Quadratmetern liegen Essplatz und Küche oberhalb des Wohnzimmers hinter einer halbhohen Wand wie auf einer Galerie. Das wirkt richtig imposant, obwohl die Grundfläche Normalmaße besitzt. Wechselnde Raumhöhen haben übrigens oft den gleichen Effekt. Fotos und Beschreibungen zu dem Haus gibt es auf der Internetseite der Architekten.

Mit den Fenstern spielen: Egal, wie wenig Platz ist, nur nicht an den Fenstern sparen! Manchmal werden bei kleinen Häusern ganze Fassaden verglast. Die Idee dahinter ist simpel: Wer in die weite Natur und in die Ferne schaut, fühlt sich automatisch weniger eingeengt. Drinnen und draußen verschmelzen in der Raumwirkung, Loggien und Höfe erweitern die Fläche, auch wenn diese außerhalb des Wohnraumes liegen. Aber auch eine andere Art, Fenster einzusetzen, kann bei kleinen Grundrissen sinnvoll sein: So haben Innauer-Matt Architekten bei einem 135-Quadratmeter-Haus in Vorarlberg in Österreich das Kinderzimmer mit addierten Dachflächenfenstern belichtet. Der Ausblick mag in einem Kinderzimmer auch nicht entscheidend sein; dass es hell und freundlich wirkt, dafür umso mehr. Fotos davon sind unter der Überschrift „Haus Feurstein“ auf der Homepage der Architekten zu sehen.

Fugenlose, glatte Böden: Wer wenig Wohnfläche zur Verfügung hat, sollte diese nicht auch noch optisch unterteilen. Das ist der Grund, warum häufig glatte Bodenbeschichtungen in solchen Häusern zu finden sind. Sind die zudem verhältnismäßig hell, sorgt das zusätzlich für eine großzügige Raumwirkung. Architekt Thomas Bechtold hat ein 138-Quadratmeter-Haus mit einer hellen, fugenlose Bodenbeschichtung geplant – und zeigt den Beitrag aus dem Callwey-Buch auch auf seiner Homepage. Wer eine wärmere Anmutung wünscht, greift zu Parkett, dass über Raumgrenzen hinweg ohne Schwellen verläuft.

Warum die Billigkiste am Stadtrand nicht die Lösung ist

Buchcover "Wohnkomplex"

Warum wir andere Häuser brauchen, verrät Niklas Maak in seinem Buch „Wohnkomplex“. Foto: Hanser Literaturverlage

„Warum wir andere Häuser brauchen“ – als ich den Untertitel des Buches „Wohnkomplex“ gelesen habe, dachte ich: „Genau mein Thema! Das muss ich lesen!“ Autor Niklas Maak hat auch ein paar gute Ansichten, was Hausbauen und Wohnen angeht und stellt einige interessante Projekte vor. Er hat mich in meiner Meinung bestärkt: Es ist völlig unverständlich, warum man überall 08/15-Einfamilienhäuser findet und nur selten wirklich innovative oder wenigstens individuelle Lösungen für maßgeschneidertes Wohnen.

Niklas Maak hält die Bauindustrie daran für mitschuldig: „Dass etwa im Bereich des Wohnungsbaus keine grundlegenden Alternativen zu den bekannten Formen angeboten werden, hat seine Gründe auch in den Interessen einer Bauindustrie, die sehr gut an den billigst gebauten Einfamilienhauswürfeln auf der Wiese und den deprimierenden Apartmentriegeln in der Stadt verdient“, schreibt Niklas Maak.

„Ästhetisches Massaker“

Als „ästhetisches Massaker“ bezeichnet er, was sich in den Baugebieten am Stadtrand abspielt: „Weil die überforderten Gemeinden die Bebauungsplanung an private Investoren abtreten, gibt es kaum Gestaltungsvorgaben, jeder kann bauen, wie er will – und weil keine Absprachen getroffen werden, ramponiert ein architektonischer Lebensentwurf den nächsten.“ Moderne Bauhausform neben Landhausstil und dazwischen Billighäuser mit Plastikfenstern und apricotfarbenem Dämmputz: Niklas Maak beschreibt sehr schön, welche Hürden auf dem Weg zum Einfamilienhaus nach und nach dazu führen, dass individuelle Wünsche, ästhetische Ansprüche und „Außergewöhnliches“ gestrichen werden, bis einer der Standardentwürfe rauskommt. Individualität wird trotzdem versprochen: Schließlich bleibt ja noch die Wahl bei Badfliesen und Türgriffen.

Zwischen Privatsphäre und Kollektiv

Niklas Maak hat absolut recht, wenn er beschreibt, warum es so sinnvoll wäre, wenn man sich als Bauherr nicht mit dem Einheitsbrei zufriedengibt – insofern sollte sein Buch Pflichtlektüre sein für alle, die vorhaben, ein Haus zu bauen. Ob man sich dann auch den Teil des Buches durchlest, in dem er fortschrittliche und teils futuristisch anmutende Bauprojekte weltweit beschreibt, wird vom Interesse abhängen. Vor allem, wer nicht im Kleinfamilienmodell lebt (Vater, Mutter, zwei Kinder, ein Einfamilienhaus) – und das sind sehr viele, wenn man bedenkt, dass auch Kinder irgendwann ausziehen –, findet vielleicht die eine oder andere Anregung unter den vielfältigen Wohnprojekten. So ist das Apartment-Gebäude „The Share“ in Tokyo 1963 so umgebaut worden, dass die privaten Räume außergewöhnlich klein sind, dafür Gemeinschaftsflächen wie Bibliothek und Dachgarten großzügig und luxuriös. Als deutsches Beispiel nennt Niklas Maas die Wohnanlage „BIGyard ZE5“ in Berlin, für die sich 72 Gesellschafter zu einer Baugemeinschaft zusammengeschlossen haben, die zum Beispiel einen 1300 Quadratmeter großen Garten gemeinsam nutzt. Die modernen Aufteilungen zwischen privaten und gemeinschaftlichen Zonen lassen solche Projekte auch außerhalb der Familie – zum Beispiel als Bauprojekt mit Freunden oder familienübergreifend – interessant erscheinen.

Niklas Maak schneidet in seinem Buch noch viel mehr interessante Themen an, von der „Architektur der Gastfreundschaft“ bis zu „Recht und Architektur“. Das Buch „Wohnkomplex“ ist keine schnelle Lektüre, manchmal bleibt es auch Antworten schuldig. Aber wer ergründen will, warum wir so wohnen, wie wir wohnen, und wie es besser gehen könnte, findet hier viel Stoff zum Nachdenken.

Das Buch „Wohnkomplex. Warum wir andere Häuser brauchen“ (ISBN 978-3-446-24352-1) ist 2014 bei Hanser Literaturverlage erschienen und kostet 21,90 Euro. Eine Leseprobe gibt es hier.

Inspirationen und ein kleines Gruselkabinett

Häuser des Jahres 2014

Das Buch „Häuser des Jahres 2014“ ist im Callwey-Verlag erschienen.

Wenn der Callwey-Verlag zusammen mit dem Deutschen Architektur Museum und mit der Unterstützung des Informationszentrums Beton die „Häuser des Jahres – die besten Einfamilienhäuser“ auszeichnet, dann ist das dazugehörige Buch (ISBN 978-3-7667-2097-9) immer einen genaueren Blick wert. Denn die Projekte sind oft richtig spannend, manchmal zwar etwas zu ausgefallen für meinen Geschmack, aber immer mit wunderschönen Fotos und detaillierten Texten beschrieben, dazu gibt es Grundrisse, Lagepläne und viele Daten zum Projekt. Ein paar Inspirationen kann man sich da immer holen – und manchmal nur den Kopf schütteln. So geschehen diesmal bei einem 920 Quadratmeter großen Haus, das in Stuttgart steht: Die Villa verfügt über einen sehr dunkel gestalteten Jagdraum, drin stehen ein ausgestopfter Bär, ein ausgestopfter Jaguar, Zebrafell am Boden, Elch- und andere Geweihe an der Wand. Das hat für mich was von einem Gruselkabinett. Bei so vielen toten Tieren hilft auch die schönste Architektur nicht mehr.

Was auffällt bei den 50 ausgewählten Projekten: Einige sind monströs groß (1150 Quadratmeter Wohnfläche für zwei Personen bei einem Haus in St. Gallen in der Schweiz), viele sind Wochenend- und Ferienhäuser (und dadurch automatisch nicht die typischen Einfamilienbauten), und viele Gebäude haben entweder eine scheunenartige Anmutung oder – im Gegenteil – sind aus ganz viel Beton. Nicht allerdings das Haus, das den ersten Preis gewonnen hat: Das von Thomas Kröger entworfene Haus, das in Gerswalde in Brandenburg steht, hat eine Fassade aus Wellblech.

Mein Favorit ist der Preisträger nicht, mir gefällt stattdessen das in dem Buch vorgestellte Passivhaus von Architekt Manfred Lux, das mit 140 Quadratmetern für vier Bewohner eine normale Größe hat, aber eine ungewöhnliche Form: Wie ein Kristall an vielen Ecken abgeflacht, wurde bei diesem Gebäude das Verhältnis von Oberfläche zu Volumen optimiert, um Energie zu sparen.

Das ausgezeichnete Projekt in der Passauer Innstadt.

Am Kirchplatz beziehungsweise in der Lederergasse ist in der Passauer Innstadt das ausgezeichnete Projekt der Architekten Hiendl Schineis zu finden. 50 Jahre lang war der Altbau nicht mehr saniert worden, jetzt finden sich drinnen raffinierte Wohnungen. Foto: Karin Polz

Ein zweites interessantes Projekt steht im österreichischen Dornbirn: Ein kleines Haus aus dem Jahr 1961 wurde von Architekt Jochen Specht erweitert, indem um den alten, auf den Rohbau zurückgebauten Kern herum eine neue Hülle aus einer Holzkonstruktion gebaut wurde. Mit vielen Fenstern in den neuen Außenwänden sieht das Haus Hohlen jetzt modern aus. Seine Vergangenheit verleugnet es aber nicht: Frühere Fensteröffnungen dienen jetzt zum Beispiel als Durchgang im Hausinnern.

Auch zwei Projekte aus Niederbayern kommen in dem Buch vor: Die Passauer Architekten Albert Köberl und Alfons Döringer nahmen erfolgreich mit ihrem Projekt „Ein Langhaus im Dorf“ am Wettbewerb teil. Das schmale, lange Häuschen in Fürstenzell mit den rostbraunen Stahlplatten als Fassade, Baujahr 2011, hat schön öfter für Aufsehen gesorgt. Ein anderes Projekt kennt jeder Passauer zumindest von außen: Denn das Projekt „Im Denkmal leben“ von Regina Schineis und Stefan Hiendl steht in der Innstadt direkt neben der Kirche St. Getraud.

Kleine Häuschen ganz groß

Stripe House im niederländischen Leiden Außenansicht

Der Gewinner des Häuser-Awards 2014 steht auf einem nur 95 Quadratmeter großen Grundstück. Foto: Häuser/Luc Roymans

Mehr Quadratmeter bedeutet nicht gleich mehr Platz, mehr Freiraum oder schöneres Wohnen. Viele architektonisch interessante Häuser sind sogar eher klein. Das hat Vorteile: Kleine Häuser passen auf schwierige Restparzellen oder in Baulücken. Sie sind oft günstiger in Herstellung, Unterhalt und Energieverbrauch.

Wer klein baut, muss sich genau überlegen, wie er wohnen möchte und auf was er verzichten kann. „Wenn der Raum knapp ist, kommt es ganz besonders auf kluge Planung und kreative Konzepte an“, meint Bettina Hintze, Autorin des Buches „Kleine Häuser, große Wohnarchitektur“ (ISBN 978-3-421-03933-0).

In dem Bildband von DVA werden 20 Projekte vorgestellt, die beim Wettbewerb „Häuser-Award 2014“ besonders gut abgeschnitten haben. Das Buch gibt mit Hunderten Fotos, Plänen und Grundrissen sowie allen relevanten Baudaten einen ausführlichen Überblick über die Projekte und ist eine ideale Inspirationsquelle für Bauherren und Architekten. Mehr als hundert Projekte wurden für den Wettbewerb eingereicht, der vom Magazin „Häuser“ zusammen mit dem Bund Deutscher Architekten (BDA), dem Informationszentrum Beton, dem Verband Privater Bauherren e.V. (VPB) und der Deutschen Verlags-Anstalt (DVA) durchgeführt wurde.

Stripe House im niederländischen Leiden

Die Architekten Esther Stevelink und Arie Bergsma haben das „Stripe House“ entworfen. Foto: Häuser/Luc Roymans

Den ersten Preis hat das „Stripe House“ im niederländischen Leiden gewonnen. Es ist zwar nicht mein Favorit, fasziniert mich aber wegen seines luftigen Inneren. Auf einem nur 95 Quadratmeter großen Grundstück haben die Hausherren, zwei Architekten des Büros Gaaga Studio for Architecture ganze 160 Quadratmeter Nutzfläche herausgeholt. Und dabei haben sie sogar noch großzügige Freiräume gewonnen. Ein sichtgeschützter Innenhof nimmt zum Beispiel einen kleinen Teil der 95 Quadratmeter ein. Und im Innenraum des schlichten würfelförmigen Baus wurde die Decke vom ersten ins zweite Obergeschoss nicht durchgezogen – so entstand ein Luftraum, fünfeinhalb Meter kann man von der Küche frei nach oben blicken. Wie haben die Architekten es geschafft, diese Freiräume auf kleinstem Raum unterzubringen? Indem sie die Verkehrsflächen minimiert haben – keine breiten Flure, keine repräsentativen Treppen, keine Abstellräume, dafür klug geplante Einbaumöbel.

Das Haus in London ist ein Entwurf des Büros Alma-nac

Das Grundstück ist nur 2,30 Meter breit – genug Platz für ein hübsches Häuschen. Foto: Häuser/Richard Chivers

Auch den dritten Platz finde ich persönlich spannend: Das Haus in London ist nur 2,30 Meter breit – so breit wie ein Autostellplatz. Dafür ist das Grundstück 32 Meter tief. Der Altbau, den sich die Architekten vom Büro Alma-nac vornahmen, war ein langer, düsterer Schlauch. Jetzt wohnt eine vierköpfige Familie in dem renovierten Stadthaus – Oberlichter und durchgehende Sichtachsen sorgen für ein großzügigeres Raumgefühl, auch wenn der Umbau nichts daran ändern konnte, das rechts und links der 2,30 Meter die Nachbarshäuser andocken.

Am meisten begeistert mich ein Projekt in der Nähe von Hamburg: Architekt Christian Stolz hat auf einem schmalen, langgestreckten Grundstück zwei einfach Satteldachhäuschen hintereinander angeordnet. Das vordere Holzhaus enthält Schlaf- und Kinderzimmer und schirmt die weiteren Bereiche von der Straße ab. Ein Gang, in den auch die Haustür integriert ist, verbindet das „Schlafhaus“ mit dem Wohn-, Koch- und Essbereich im kleineren der beiden Häuschen. Somit ist zum einen der Wohnbereich uneinsehbar, zum anderen bildet der Raum zwischen den beiden Häuschen und dem Verbindungsgang eine auf drei Seiten abgeschirmte Terrasse. Von diesem Haus gibt es leider kein Pressefoto, aber es ist auf den Internetseiten von „Schöner wohnen“ zu sehen. Wer sich auch die anderen Projekte ansehen möchte, findet sie ebenfalls bei „Schöner wohnen“.