Nicht verpassen: die Architektouren 2015

Bestens vorbereitet für die Architektouren 2015: Dank Zeitungsartikel und Projektübersicht habe ich schon ausgesucht, was ich besichtigen werde. Foto: Karin Polz

Bestens vorbereitet für die Architektouren 2015: Dank Zeitungsartikel und Projekt-Booklet habe ich schon ausgesucht, was ich besichtigen werde. Foto: Karin Polz

Einer meiner Lieblingstermine im Jahresverlauf steht wieder an: die Architektouren. Nicht nur, dass ich bei der Veranstaltung schon viele schöne Gebäude bewundert habe, ich war sogar 2010 mit meinem Haus selbst dabei und bin immer noch stolz, dass so viele Menschen mein Haus anschauen wollten. Klar, nervös war ich damals schon auch. Aber alle Besucher haben sich mustergültig verhalten, und ich habe nette und interessante Gespräche geführt.

284 Projekte sind heuer, im Jahr 2015, beim 20. Jubiläum der Veranstaltung dabei, und ich verrate euch mal, was ich mir anschauen werde.

Wenn ich mich früh genug aufraffen kann, schaue ich mir am Samstag, 27. Juni 2015, zwischen 11 und 13 Uhr in Hauzenberg im Landkreis Passau ein Bauernhaus an, das „einfach weitergebaut“ wurde. Verantwortlich sind Hiendl Schineis Architekten.

Danach wird es wohl zum denkmalgeschützten Stadthaus in Passau in der Großen Messergasse gehen, das Architekt Klaus Meyer saniert hat. Von 14 bis 16 Uhr ist es am Samstag, 27. Juni 2015, und am Sonntag, 28. Juni 2015, zu besichtigen.

Genau dieselben Besuchszeiten sind auch für „das kleine Haus“ in der Dr.-Fritz-Ebbert-Straße in Passau vom Architekturbüro Schildhammer und das Haus K in der Gartenstraße in Passau von Schmid Architekten vorgesehen. Sehen will ich beide, mal schauen, was ich am Samstag schaffe und was am Sonntag.

Nicht anschauen werde ich mir übrigens das Büro von Heininger Ingenieure in der Schrottgasse in Passau – das habe ich nämlich schon gesehen und mich mit Innenarchitektin Stephanie Ach darüber unterhalten. Ich kann nur raten, den Besuchstermin am Samstag von 11 bis 12.30 Uhr wahrzunehmen. Wer es verpasst: Ich schreib vielleicht hier was drüber!

Einen netten Sonntagstermin kann ich mir noch um 11 oder 13 Uhr bei der Besichtigung der profanierten Heiliggeist-Kirche in Passau vorstellen. Verantwortlich ist das Architekturbüro Paukner, dessen Architektouren-Projekte ich mir auch schon in den vergangenen Jahren gerne angesehen habe.

Und dann ist ja am Sonntag auch noch Tag der offenen Gartentür, ebenfalls mit einem sehr ausführlichen Programm. Ich bin mir sicher: Das wird ein spannendes Wochenende!

Inspirationen und ein kleines Gruselkabinett

Häuser des Jahres 2014

Das Buch „Häuser des Jahres 2014“ ist im Callwey-Verlag erschienen.

Wenn der Callwey-Verlag zusammen mit dem Deutschen Architektur Museum und mit der Unterstützung des Informationszentrums Beton die „Häuser des Jahres – die besten Einfamilienhäuser“ auszeichnet, dann ist das dazugehörige Buch (ISBN 978-3-7667-2097-9) immer einen genaueren Blick wert. Denn die Projekte sind oft richtig spannend, manchmal zwar etwas zu ausgefallen für meinen Geschmack, aber immer mit wunderschönen Fotos und detaillierten Texten beschrieben, dazu gibt es Grundrisse, Lagepläne und viele Daten zum Projekt. Ein paar Inspirationen kann man sich da immer holen – und manchmal nur den Kopf schütteln. So geschehen diesmal bei einem 920 Quadratmeter großen Haus, das in Stuttgart steht: Die Villa verfügt über einen sehr dunkel gestalteten Jagdraum, drin stehen ein ausgestopfter Bär, ein ausgestopfter Jaguar, Zebrafell am Boden, Elch- und andere Geweihe an der Wand. Das hat für mich was von einem Gruselkabinett. Bei so vielen toten Tieren hilft auch die schönste Architektur nicht mehr.

Was auffällt bei den 50 ausgewählten Projekten: Einige sind monströs groß (1150 Quadratmeter Wohnfläche für zwei Personen bei einem Haus in St. Gallen in der Schweiz), viele sind Wochenend- und Ferienhäuser (und dadurch automatisch nicht die typischen Einfamilienbauten), und viele Gebäude haben entweder eine scheunenartige Anmutung oder – im Gegenteil – sind aus ganz viel Beton. Nicht allerdings das Haus, das den ersten Preis gewonnen hat: Das von Thomas Kröger entworfene Haus, das in Gerswalde in Brandenburg steht, hat eine Fassade aus Wellblech.

Mein Favorit ist der Preisträger nicht, mir gefällt stattdessen das in dem Buch vorgestellte Passivhaus von Architekt Manfred Lux, das mit 140 Quadratmetern für vier Bewohner eine normale Größe hat, aber eine ungewöhnliche Form: Wie ein Kristall an vielen Ecken abgeflacht, wurde bei diesem Gebäude das Verhältnis von Oberfläche zu Volumen optimiert, um Energie zu sparen.

Das ausgezeichnete Projekt in der Passauer Innstadt.

Am Kirchplatz beziehungsweise in der Lederergasse ist in der Passauer Innstadt das ausgezeichnete Projekt der Architekten Hiendl Schineis zu finden. 50 Jahre lang war der Altbau nicht mehr saniert worden, jetzt finden sich drinnen raffinierte Wohnungen. Foto: Karin Polz

Ein zweites interessantes Projekt steht im österreichischen Dornbirn: Ein kleines Haus aus dem Jahr 1961 wurde von Architekt Jochen Specht erweitert, indem um den alten, auf den Rohbau zurückgebauten Kern herum eine neue Hülle aus einer Holzkonstruktion gebaut wurde. Mit vielen Fenstern in den neuen Außenwänden sieht das Haus Hohlen jetzt modern aus. Seine Vergangenheit verleugnet es aber nicht: Frühere Fensteröffnungen dienen jetzt zum Beispiel als Durchgang im Hausinnern.

Auch zwei Projekte aus Niederbayern kommen in dem Buch vor: Die Passauer Architekten Albert Köberl und Alfons Döringer nahmen erfolgreich mit ihrem Projekt „Ein Langhaus im Dorf“ am Wettbewerb teil. Das schmale, lange Häuschen in Fürstenzell mit den rostbraunen Stahlplatten als Fassade, Baujahr 2011, hat schön öfter für Aufsehen gesorgt. Ein anderes Projekt kennt jeder Passauer zumindest von außen: Denn das Projekt „Im Denkmal leben“ von Regina Schineis und Stefan Hiendl steht in der Innstadt direkt neben der Kirche St. Getraud.

Mit Fachwissen vom Architekten und Liebe zum Detail

Haus Nicole Essbereich

Wintergarten-Atmosphäre im Essbereich: Die großen Fenster lassen den Raum hell und offen wirken. Foto: Karin Polz

„Wir würden unbedingt wieder mit Architekt bauen. Das gibt Sicherheit“, sagt Michael. Obwohl er und seine Frau Nicole schon sehr genaue Vorstellungen von ihrem Einfamilienhaus hatten, haben sie auf einen Profi gesetzt − und es keine Minute bereut. Denn mit Expertenhilfe ist das Haus der beiden in Mühldorf am Inn nicht nur ein „normales“ Haus geworden − es ist ihr Traumhaus, maßgeschneidert und bis ins Detail durchdacht.

Seit Anfang 2013 wohnen Nicole und Michael in dem Neubaugebiet. Eineinhalb Jahre zuvor hatten sie sich das etwa 600 Quadratmeter große Grundstück gekauft und viel Zeit in die Planungen investiert. „Wir sind selbst nicht aus der Branche, daher wollten wir einen Fachmann“, sagt Michael. „Und er sollte auf unserer Wellenlänge sein“, ergänzt Nicole. Denn die Grundidee − schnörkelloses Haus mit Satteldach − hatte das Paar schon, der Architekt sollte helfen, diese umzusetzen, zu optimieren und vor allem den Bau fachlich begleiten.

Haus Nicole Außenansicht

Ein schnörkelloser Baukörper mit Satteldach: Das war die Grundidee hinter dem Haus von Nicole und Michael. Die Detaillösungen sind allerdings oft gar nicht schlicht, sondern sehr raffiniert. Foto: Karin Polz

Und das hat geklappt: Der Architekt fand eine Lösung dafür, wie Oldtimer-Sammler Michael eine Garage mit Platz für vier Autos bekommen konnte, das Haus gleichzeitig aber so weit wie möglich im Nordosten stehen konnte − und das alles  trotz strenger Bauvorschriften. Die Lösung mit auf den verschiedenen Ebenen ineinanderverschachtelten Garagen- und Wohnräumen konnte wohl nur dem Architekten einfallen.

Auch bei der Fensteranordnung waren die Vorschläge des Fachmanns viel wert: So wünschte sich das Paar im Esszimmer Helligkeit, Luftigkeit und Aussicht wie in einem Wintergarten − „und das ist genauso geworden, wie wir es uns vorgestellt haben“, freut sich Michael. Dafür haben andere Räume hoch eingesetzte querformatige Fenster − das Bad beispielsweise, das dadurch genug Licht bekommt, aber wenig Einblicke von außen bietet.

„Bei allen Details, die man später nicht mehr so leicht ändern kann, haben wir uns zu unseren Wunschlösungen durchgerungen, auch wenn es etwas mehr gekostet hat“, erzählt Nicole. Dazu zählt sie nicht nur die außen anthrazitfarbenen Holz-Alu-Fenster, sondern zum Beispiel auch die Dachziegel: Kupferrot sind diese, und es hat ein bisschen gedauert, bis das Paar auf diese Farbe gestoßen ist. Die Bodenbeläge in Naturstein im Erdgeschoss und Eichenholz im Obergeschoss haben sie sich ebenfalls geleistet. Ideal war in dieser Hinsicht, dass Nicole und Michael mit dem Architekten vorher ein Budget für jedes einzelne Gewerk festgelegt hatten. Der Architekt führte dann Ausschreibungen durch, um mehrere Angebote zu bekommen und die passenden Baustoffe und Handwerker auswählen zu können.

Die Küche

Hoch eingesetzte, querformatige Fenster lassen viel Licht herein, während sie gleichzeitig den Blick von draußen in die Innenräume verhindern. Foto: Karin Polz

„Uns war dabei wichtig, dass wir regionale Handwerksbetriebe beauftragen“, sagt Michael. Und Nicole ist immer noch stolz darauf, dass zum Beispiel auch die Wärmedämmziegel ein regionales Produkt sind − sie werden nur wenige Kilometer von ihrem jetzigen Wohnort hergestellt.

Einige Arbeiten haben die Bauherren auch in Eigenleistung erledigt − die Keller- und Dachbodendämmung, Schlitze hauen, Fliesen verlegen in der Garage und im Keller, Malerarbeiten. „Man spart sich ein bisschen was, allerdings in der Summe wahrscheinlich gar nicht so viel“, sagt Michael. „Aber der Architekt hat gemeint, wir sollen auch selbst  mithelfen, dadurch bekomme man eine andere Beziehung zum Haus.“

Aber auch ohne diese Arbeiten hätten Nicole und Michael dem Haus wohl eine sehr persönliche Prägung gegeben, denn die beiden achten auf die Details: Ihre Holz-Haustüre haben sie eigens anfertigen lassen − sie hatten eine ähnliche auf einer Messe entdeckt. Auch das Zauntor ist eine spezielle Anfertigung: Weil sie nichts Ansprechendes gefunden hatten, haben sie es selbst gebaut. Derzeit ist der Briefkasten noch in Arbeit − der liegt zwar schon bereit, die dazu passende Zeitungsrolle muss allerdings erst aus Italien importiert werden. „Wir wollten auch bei der Einrichtung nicht einfach alles schnell besorgen, sondern lieber erst einziehen und nach und nach das kaufen, was uns wirklich gefällt“, sagt Michael.

Bisher sind die beiden zufrieden − mit ihrer Vorgehensweise und mit dem Ergebnis, ihrem Haus. In der kalten Jahreszeit soll nun auch der Kamin im Wohnzimmer endlich zum Einsatz kommen − bisher hat die Luftwärmepumpe für angenehme Temperaturen gesorgt. Auch hier haben sich die beiden nicht einfach eine Wärmepumpe in den Garten gestellt, sondern ein Gerät für die Innenaufstellung im Keller ausgewählt. Damit auch im Garten jedes Detail stimmt.

Dieser Text ist erstmals in der Beilage “Planen, Bauen, Wohnen” der Passauer Neuen Presse vom 20. September 2014 erschienen.

Kleine Häuschen ganz groß

Stripe House im niederländischen Leiden Außenansicht

Der Gewinner des Häuser-Awards 2014 steht auf einem nur 95 Quadratmeter großen Grundstück. Foto: Häuser/Luc Roymans

Mehr Quadratmeter bedeutet nicht gleich mehr Platz, mehr Freiraum oder schöneres Wohnen. Viele architektonisch interessante Häuser sind sogar eher klein. Das hat Vorteile: Kleine Häuser passen auf schwierige Restparzellen oder in Baulücken. Sie sind oft günstiger in Herstellung, Unterhalt und Energieverbrauch.

Wer klein baut, muss sich genau überlegen, wie er wohnen möchte und auf was er verzichten kann. „Wenn der Raum knapp ist, kommt es ganz besonders auf kluge Planung und kreative Konzepte an“, meint Bettina Hintze, Autorin des Buches „Kleine Häuser, große Wohnarchitektur“ (ISBN 978-3-421-03933-0).

In dem Bildband von DVA werden 20 Projekte vorgestellt, die beim Wettbewerb „Häuser-Award 2014“ besonders gut abgeschnitten haben. Das Buch gibt mit Hunderten Fotos, Plänen und Grundrissen sowie allen relevanten Baudaten einen ausführlichen Überblick über die Projekte und ist eine ideale Inspirationsquelle für Bauherren und Architekten. Mehr als hundert Projekte wurden für den Wettbewerb eingereicht, der vom Magazin „Häuser“ zusammen mit dem Bund Deutscher Architekten (BDA), dem Informationszentrum Beton, dem Verband Privater Bauherren e.V. (VPB) und der Deutschen Verlags-Anstalt (DVA) durchgeführt wurde.

Stripe House im niederländischen Leiden

Die Architekten Esther Stevelink und Arie Bergsma haben das „Stripe House“ entworfen. Foto: Häuser/Luc Roymans

Den ersten Preis hat das „Stripe House“ im niederländischen Leiden gewonnen. Es ist zwar nicht mein Favorit, fasziniert mich aber wegen seines luftigen Inneren. Auf einem nur 95 Quadratmeter großen Grundstück haben die Hausherren, zwei Architekten des Büros Gaaga Studio for Architecture ganze 160 Quadratmeter Nutzfläche herausgeholt. Und dabei haben sie sogar noch großzügige Freiräume gewonnen. Ein sichtgeschützter Innenhof nimmt zum Beispiel einen kleinen Teil der 95 Quadratmeter ein. Und im Innenraum des schlichten würfelförmigen Baus wurde die Decke vom ersten ins zweite Obergeschoss nicht durchgezogen – so entstand ein Luftraum, fünfeinhalb Meter kann man von der Küche frei nach oben blicken. Wie haben die Architekten es geschafft, diese Freiräume auf kleinstem Raum unterzubringen? Indem sie die Verkehrsflächen minimiert haben – keine breiten Flure, keine repräsentativen Treppen, keine Abstellräume, dafür klug geplante Einbaumöbel.

Das Haus in London ist ein Entwurf des Büros Alma-nac

Das Grundstück ist nur 2,30 Meter breit – genug Platz für ein hübsches Häuschen. Foto: Häuser/Richard Chivers

Auch den dritten Platz finde ich persönlich spannend: Das Haus in London ist nur 2,30 Meter breit – so breit wie ein Autostellplatz. Dafür ist das Grundstück 32 Meter tief. Der Altbau, den sich die Architekten vom Büro Alma-nac vornahmen, war ein langer, düsterer Schlauch. Jetzt wohnt eine vierköpfige Familie in dem renovierten Stadthaus – Oberlichter und durchgehende Sichtachsen sorgen für ein großzügigeres Raumgefühl, auch wenn der Umbau nichts daran ändern konnte, das rechts und links der 2,30 Meter die Nachbarshäuser andocken.

Am meisten begeistert mich ein Projekt in der Nähe von Hamburg: Architekt Christian Stolz hat auf einem schmalen, langgestreckten Grundstück zwei einfach Satteldachhäuschen hintereinander angeordnet. Das vordere Holzhaus enthält Schlaf- und Kinderzimmer und schirmt die weiteren Bereiche von der Straße ab. Ein Gang, in den auch die Haustür integriert ist, verbindet das „Schlafhaus“ mit dem Wohn-, Koch- und Essbereich im kleineren der beiden Häuschen. Somit ist zum einen der Wohnbereich uneinsehbar, zum anderen bildet der Raum zwischen den beiden Häuschen und dem Verbindungsgang eine auf drei Seiten abgeschirmte Terrasse. Von diesem Haus gibt es leider kein Pressefoto, aber es ist auf den Internetseiten von „Schöner wohnen“ zu sehen. Wer sich auch die anderen Projekte ansehen möchte, findet sie ebenfalls bei „Schöner wohnen“.

30 Beispiele fürs Bauen mit Holz

Haus der Hiendl Schineis Architektengemeinschaft im Landkreis Deggendorf.

Die dunkle Fassade des Hauses verschmilzt fast mit der Landschaft. Foto: Anna Höber

Immer noch bauen in meinem Bekanntenkreis mehr Menschen mit Ziegel als mit Holz. Schade, denn Holz ist meiner Meinung nach das schönere Baumaterial. Das zeigt aktuell auch das Buch „Die besten Einfamilienhäuser aus Holz“ (ISBN 978-3-7667-1995-9) aus dem Callwey-Verlag. Insgesamt 30 Bauprojekte werden vorgestellt – vom fünfeckigen Ferienhaus, das mit schwarz gebeizten Tannenschindeln verkleidet ist, bis zum Siedlungshaus, das von außen verputzt ist, aber zeigt, dass man in Holzständerbauweise auch vier Geschosse hoch bauen kann. Einige Bilder der vorgestellten Einfamilenhäuser gibt es bei Callwey.

Holzhaus im Landkreis Deggendorf, geplant von Hiendl Schineis Architektengemeinschaft.

Die Glasflächen sind wegen des Hangs zwangsläufig nach Norden gerichtet. Foto: Anna Höber

Besonders habe ich mich aber gefreut, dass in dem Buch ein niederbayerisches Projekt zu finden ist, das unsere Mitarbeiterin Anna Höber auch schon in der Passauer Neuen Presse vorgestellt hat. Es handelt sich um einen Entwurf der Hiendl Schineis Architektenpartnerschaft aus Passau. Architekt Stefan Hiendl hat mit dem Bauherren zusammen ein besonders schwierig zu bebauendes Hanggrundstück ausgewählt, das aber einen wunderbaren Blick über einen See bietet.

Die großen Glasflächen richten sich aufgrund der Grundstückslage zwar nach Norden, aber die beiden hintereinander im Hang gestaffelten Geschosse bekommen dennoch genug Licht. Schwarzes Holz bildet die Fassade ‒ und verschwindet fast vollkommen in der Landschaft. Wie das Haus eine Einheit mit dem Hang bildet, gefällt mir sehr gut.

Mir persönlich wäre es ein bisschen zu viel, dass auch innen das Haus komplett mit unbehandeltem Lärchenholz verkleidet ist ‒ Böden, Decke und die Innenflächen der Außenwände. Die Raumaufteilung dagegen finde ich sehr spannend: Schon an der Skizze im Buch sieht man, dass die konventionellen Vorstellungen hier keine Rolle gespielt haben. Überflüssiges fehlt, dafür wird da gewohnt, wo die schönsten Blicke locken.

Die Häuser des Jahres 2013

Buchcover Häuser des Jahres Callwey-Verlag

Covermodell ist natürlich der Gewinner des Wettbewerbs „Häuser des Jahres 2013“.

Die Jury des Häuser-des-Jahres-Wettbewerbs und ich sind nicht einer Meinung – so viel steht schon beim Blick auf das Titelbild fest. Den Gewinner des Wettbewerbes finde ich nämlich nicht so schön.

Der Entwurf des Architektenteams von HHF Architekten Basel erinnert mich ein bisschen zu sehr an ein Funktionsgebäude. Das vollverglaste Erdgeschoss hat so was von Museum oder Veranstaltungshalle oder Aquarium. Ich mag große Fensterflächen – aber vier Seiten Glas, das ist selbst mir zu viel.

Der Jury hat das Haus, das eine halbe Stunde von Basel entfernt steht, aber gefallen. Sonst hätte es den mit 10.000 Euro dotierten ersten Preis ja nicht gewonnen. Exquisite handwerkliche Ausführung und stringente Konsequenz bescheinigt die Jury; die Zonierung des Hauses – oben schlafen, in der Mitte wohnen und unten Funktionsbereiche – gefiel ebenso wie die „Distanzierung von der überwältigenden Natur“ durch die Plattform, auf der das Haus steht. Widersprüchlich sei es, einfach und komplex, introvertiert und extrovertiert.

Nicht verschweigen darf man, dass das Haus eine Wohnfläche von 240 Quadratmeter hat und 1,2 Millionen Schweizer Franken gekostet hat, also 990.000 Euro – das ist schon eher überdurchschnittlich.

Karin liest im Callwey-Buch Häuser des Jahres 2013

Mir gefällt das Passivhaus von Schrötter-Lenzi Architekten.

Ich kann mich da mehr für die kleinen Häuschen begeistern – ausgezeichnet ist zum Beispiel auch ein nur 90 Quadratmeter großes und 150.000 Euro teures Häuschen vom Architekten Sven Matt aus Bezau (Vorarlberg). Oder ein schmales Haus mit nur 4,70 Metern Breite, das Finck Architekten aus Stuttgart auf ein als unbebaubar geltendes Grundstück gezaubert haben – mit immerhin 182 Quadratmetern Wohnfläche und für 264.000 Euro.

Mein Favorit wäre allerdings das Passivhaus von Schrötter-Lenzi Architekten, das meiner Meinung nach eine gute und klare Mischung aus großen Fensterflächen und dunkler Holzfassade besitzt. Der eher flache Bau wirkt gemütlich, von drinnen muss man eine tolle Aussicht haben, und die integrierte Terrasse finde ich großartig. 124 Quadratmeter Wohnfläche hat es, 350.000 Euro betrugen die Baukosten.

Wer mehr sehen will, klickt auf http://haeuser-des-jahres.com. Oder greift zum Buch: „Häuser des Jahres – die besten Einfamilienhäuser“ (Callwey-Verlag, ISBN 978-3-7667-2037-5) dokumentiert die 50 besten Einfamilienhäuser, ausgewählt aus 220 Einsendungen. Zum dritten Mal lobte der Callwey-Verlag in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Architektur Museum den Wettbewerb aus. Das Buch zeigt die besten Häuser mit zahlreichen Fotos, Lage- und und Architektenplänen und Projektbeschreibungen.

Augen auf in Vorarlberg

Ein modernes Holzhaus in Bezau in Vorarlberg.

Ein modernes Holzhaus in Bezau in Vorarlberg.

Wer Architektur liebt, sollte Urlaub im österreichischen Bundesland Vorarlberg machen. Aber er sollte dabei tunlichst vermeiden, selbst mit dem Auto durch die Region fahren zu müssen. Denn wenn man ständig verzückt schauen muss, welche bewundernswerten Gebäude rechts und links der Straße stehen, kann man sich halt schlecht auf den Verkehr konzentrieren.

Holzhaus in Bezau

Holzhäuser passen sich durch ihr Baumaterial an die alte Bebauung an.

Mir ging es jedenfalls so – am liebsten hätte ich ständig am Straßenrand gehalten, um die Häuser genauer anzuschauen. Ein Spaziergang auch durch kleinere Orte ist wie ein Besuch im Musterhauspark – nur, dass die Häuser in den Vorarlberger Orten wesentlich schöner sind als die meisten Musterhäuser. Einer der ersten zehn Plätze wäre Vorarlberg bei einem Ranking der Welt-Architekturregionen gewiss, glaubt Bregenzerwald Tourismus und listet auf seinen Internetseiten und in Broschüren reihenweise sehenswerte Bauten auf.

Ein Holzhaus mit Flachdach in Bezau.

Flach und große Fenster: ein weiterer Hingucker am Straßenrand.

Aber warum gibt es nun gerade in Vorarlberg so viele schöne Bauten? Weil jedes vierte Wohnhaus von einem Architekten geplant wird, und weil diese ihre ganz eigenen Vorstellungen von Architektur pflegen – regional, nachhaltig, wohnlich. Der Nutzwert war immer wichtig, betonen Experten. Und es wird viel Holz verbaut – und weil das seit Jahrhunderten in Vorarlberg so ist, passen die neuen Häuser in modernen Formen auch gut zu den alten Häusern – das gemeinsame Baumaterial verbindet. „Klare Linien, Glas und Holz aus heimischen Wäldern charakterisieren die neuen Gebäude, die zudem wahre Energiesparmeister sind“, heißt es beim Vorarlberg Tourismus. „Das ist in Vorarlberg praktisch bereits üblich geworden, dass man hier modern baut“, sagt Matthias Amann von der Vorarlberger Holzbaukunst in einem Video, das hier auf Youtube zu sehen ist. Architektur, Ökologie und gutes Handwerk hält er für das erfolgversprechende Dreieck.

Am spannendsten für mich waren natürlich die Wohnhäuser, auch wenn viele Schulen, kommunale Einrichtungen, gewerbliche Bauten und Hotels ebenfalls einzigartige Architektur vorweisen können. Die privaten Bauten kann man natürlich nicht besichtigen, aber schon bei einem Spaziergang bekommt man vom Gehsteig aus spannende Einblicke – ein paar sind hier zu sehen.

Flachdachhaus in Bezau.

Gute Aussichten – sowohl für die Hausbewohner, als auch für die Spaziergänger in Bezau, die auf den Hang blicken.

Für mich zeigt sich im Vorarlberg, dass es sich erstens lohnt, mit Architekt zu bauen: Die Qualitätsunterschiede zu einer bayerischen Wohnsiedlung sind eigentlich für jeden Laien deutlich sichtbar. Zweitens zeigen die Häuser ganz deutlich, dass moderne Architektur sehr wohl wohnlich und praktisch sein kann. Wer vorhat, demnächst zu bauen, sollte einen Kurzurlaub im Bregenzer Wald unbedingt einplanen – es gibt dort nämlich auch ein paar Hotels, die neben guter Architektur auch gute Erholung versprechen. Und gute Anregungen fürs eigene Haus sind sowieso garantiert!

Ungewöhnlich wohnlich: Hereinspaziert!

haus polz vorderseite mit garten

Mein Haus ist maßgeschneidert.

Der Traum vom eigenen Haus bietet hierzulande nicht viele Variationsmöglichkeiten. 120 bis 180 Quadratmeter, Satteldach, weiße Kunststofffenster, Keller, Flur, offene Küche, großes Wohnzimmer, zwei Kinderzimmer, Gäste-WC mit kleinerem Fenster neben der Eingangstür und eine Betonfertiggarage. Mehr Auswahl lässt der Traumhaus-Traum offensichtlich nicht zu.

Dabei ist das eigene Haus für die meisten Menschen die größte Investition in ihrem Leben. 250 000 Euro oder mehr werden ausgegeben, jahrzehntelang wird erst gespart und dann das Darlehen abbezahlt. Und dafür kriegt man dann lieblose Massenware.

Erstaunlich, denn Individualität scheint ja heutzutage ein wichtiges Gut zu sein. Vom Schmuckstück über das Müsli bis hin zum Auto wird alles individualisiert. Nur beim Haus traut sich offensichtlich niemand, seinem eigenen Geschmack, seinem Lebensstil zu folgen.

Dabei ist es ganz einfach: Mein Haus hat keinen Keller, weil ich grundsätzlich nichts aufhebe, was ich nicht unbedingt brauche. Mein Haus hat große Fenster, weil ich gerne rausschaue und es mir nichts ausmacht, wenn jemand reinschaut. Mein Haus hat keine Rollläden, weil ich sie nicht benutzen würde. Mein Haus hat keinen Balkon, weil ich lieber im Garten sitze.

Ich hab mich getraut, mein Haus so zu planen, wie es meinem Lebensstil entspricht. Mir ist es egal, was andere von dem Haus halten. Es ist maßgeschneidert für mich – und passt genauso gut, wie man es auch bei einem maßgeschneiderten Kleidungsstück erwarten würde. Schade, dass andere stattdessen zum Haus von der Stange greifen.

Mein Blog ist für alle, die ihre eigenen Vorstellungen vom Traumhaus haben, – und für alle, die noch gar keine Vorstellungen davon haben. Für alle, die das Thema Architektur spannend finden, die sich für Bauen und Wohnen interessieren. Für alle, die schöne Häuser mögen. Und mein Blog hat eine eindeutige Botschaft: Traut euch! Es gibt genug Beispiele dafür, dass ein Traumhaus ungewöhnlich und trotzdem wohnlich sein kann. Um diese Beispiele wird sich der Blog hauptsächlich drehen. Und keine Angst, es gibt Menschen, die helfen, die ungewöhnlichen Träume umzusetzen: Architekten. Auch diese werden in meinem Blog vorkommen. Hereinspaziert!