„Hast du keine Angst vor Feuer?“ Diese Frage bekomme ich als Holzhausbesitzerin häufig zu hören. Natürlich habe ich Angst vor Feuer – vermutlich gibt es keinen Hausbesitzer, der nicht wenigstens beim Abschluss der Gebäudeversicherung kurz mal mit mulmigem Gefühl daran gedacht hat, wie grauenvoll es sein muss, wenn das eigene Haus niederbrennt. Aber was mit der Frage meistens gemeint ist: Holz brennt gut, das wissen wir nicht nur von Kaminöfen und Lagerfeuern. Brennt deshalb ein Holzhaus schneller, schlimmer und unaufhaltsamer ab als ein Haus aus Ziegeln oder Beton?
Mein erster, intuitiver Gedanke dazu war schon immer: Wenn es denn so wäre, dann dürfte man in Deutschland sicher gar keine Holzhäuser bauen. Wir dürfen nicht mal unseren Zentralstaubsauger benutzen, ohne dass ein Fensterkippschalter die Frischluftzufuhr regelt. Der Gesetzgeber regelt bei Bau viele Sicherheitsfragen.
Meine zweite Reaktion: recherchieren, nachfragen, nachlesen. Holz brennt nur gut, wenn es dünn ist. Ein dicker Balken ist schwer in Brand zu setzen und verkohlt dann, was eine Schutzschicht bildet, wie der Deutsche Holzfertigbau-Verband e. V. erklärt. Doch weitaus plakativer als alle Beschreibungen ist ein Versuch, den unter anderem das lettische Holzbauunternehmen Pavasars durchgeführt hat. Die haben einfach mal zwei Musterhäuser – eines aus Beton, eines aus Holz – abgefackelt und geschaut, was passiert. Schaut euch mal das Video an, hier ist es mit englischen Untertiteln versehen!
Das Experiment wurde im Juli 2017 in Rauna in Lettland durchgeführt. Die technischen Details zum Versuchsaufbau könnt ihr auf der Seite von Holzbau Austria nachlesen.
Natürlich ist klar: Wenn ein Holzbauunternehmen diesen Test durchführt, werden sie es vermutlich nicht darauf anlegen, dass das Holzhaus schlecht abschneidet. Mit Fachwissen könnte man im Detail nachprüfen, ob wirklich gleichwertige Situationen im Beton- und im Holzhaus geschaffen wurden. Vielleicht würde ein Betonhaushersteller den Versuchsaufbau anders machen?
Außerdem müssen natürlich in einem Holzhaus trotzdem zahlreiche Details beachtet werden, um höchstmöglichen Brandschutz zu garantieren. Doch selbst wenn das Experiment womöglich nicht hundertprozentig neutral und objektiv ist und ein Brand immer noch ein lebensgefährliches Ereignis ist, das hoffentlich niemals eintritt, zeigt das Video doch: Wegen einer vermeintlich hohen Brandgefahr braucht niemand auf ein Holzhaus verzichten. Und übrigens gibt es auch sonst wenig, was gegen ein Holzhaus spricht – aber über Vorurteile und die Wahrheit habe ich ja schon im Beitrag „Das kannst du doch nicht machen! – Teil 5: Ein Holzhaus bauen“ ausführlich geschrieben.