Lesen und staunen: Kleine Häuser unter 100 Quadratmeter

Das Buch „Kleine Häuser unter 100 Quadratmeter“ ist im DVA-Verlag erschienen.

Kleine Häuser faszinieren mich. Vielleicht deshalb, weil ein kleines Haus immer perfekt auf seine Bewohner abgestimmt sein muss – dafür plädiere ich ja sowieso. Und unkonventionelle Lösungen für diverse Wohnfragen begeistern mich auch. Solche sind einfach typisch für kleine Häuser. Kreativität ist gefragt, wenn wenige Quadratmeter für zwei oder mehr Personen reichen sollen.

Das Buch „Kleine Häuser unter 100 Quadratmeter“ von Thomas Drexel (DVA, ISBN 978-3-421-03965-1) hat mich daher von der ersten bis zur letzten Seite begeistern können. Der Band stellt 25 vorbildhafte, in Baustil, Konstruktionsweise und Innenraumgestaltung ganz unterschiedliche Häuser vor. Es gibt jeweils eine kleine Geschichte zum Haus, einen praktischen Tipp für zukünftige Bauherren und natürlich viele Fotos, die Baudaten und Grundrisszeichnungen.

Bei Studieren der Bauprojekte stellt man schnell fest, dass es einige Tricks gibt, die in kleinen Häusern auf einfache Art ganz großartigen Wohnraum schaffen. Fast in allen kleinen Häusern in dem Buch von Thomas Drexel werden drei ganz bestimmte Regeln beachtet.

Erstens: Platz spart man am einfachsten dort, wo man ihn nicht braucht.

Ein großer Eingangsbereich mag repräsentativ sein, unbedingt notwendig ist er aber nicht. Wer an der Grundfläche sparen muss, lässt den Eingangsbereich einfach weg. Sieht man im Buch wunderbar am Beispiel des sechs mal sechs mal sechs Meter großen Wohnwürfels von Architekt Theis Janssen. Das Haus, das in Bremen gebaut wurde, ist auf der Westseite im Erdgeschoss und im ersten Geschoss fast vollständig verglast. Und die Haustür ist einfach dort, wo man eine Terrassentür erwarten würde, und führt direkt in den Wohnbereich. Sieht man sehr schön auf der Homepage des Architekten.

Platzsparend lassen sich meist auch Schlafzimmer planen: Ein Bett muss reinpassen, sonst eigentlich nichts. In einem Wochenendhaus im Schwarzwald bei Freiburg, geplant von Architekturbüro Matthias Lange, Freiburg, befindet sich das Bett direkt unter dem Spitzdach. Der Platz zu Stehen wird hier schon knapp, für andere Zwecke hätte man den Raum also vermutlich gar nicht nutzen können.

Zweitens: Drinnen und Draußen vereinen mit großen Fenstern

Helle Räume wirken größer als Dunkle. Und großzügige Blicke nach draußen verhindern ein Gefühl von Beengtheit. Daher arbeiten fast alle Architekten in dem DVA-Band mit großen Fenstern, meist bodentief. Tiefe holzbelegte Sitzbänke in den Fensterausschnitten gehören zu den typischen Elementen in den kleinen Häusern von Simon Storey/Anonymous Architects, die er auf kleinen Grundstücken in Los Angeles gebaut hat. Sie sind einerseits perfekte Ruhe- und Aussichtspunkte in dem kleinen Haus. Andererseits erfüllen sie aber auch durchaus praktische Aufgaben: So ersetzt zum Beispiel eine Fensterbank als Sitzbank direkt am Esstisch weitere Stühle. Doppelt praktisch: Zum einen steht kein zusätzliches Mobiliar herum und nimmt Platz weg. Zum anderen kann der Esstisch so nahe an Fenster und Wand gerückt werden, wie es mit einer Bestuhlung wohl nicht möglich wäre.

Drittens: Stauraum clever einplanen und dadurch die Raumgliederung unterstützen

Offene Grundrisse sind ein Muss im winzigen Haus. Aber ein wenig Gliederung kann die Wohnfläche dennoch vertragen. Mein Lieblingsbeispiel im Buch „Kleine Häuser unter 100 Quadratmeter“ ist ein 85 Quadratmeter großes Wohnhaus in Lodin in Tschechien, das ASGK Design in Prag geplant hat. Der große, zusammenhängende Wohnraum mit Essplatz und Küche ist hier in verschiedene Ebenen unterteilt. Niedrige Podeste gliedern den Erdgeschossraum und bieten gleichzeitig Stauraum. So sind unter das Podest, das die Küche abtrennt, Holzscheite geschichtet. Weitere Podeste sind gerade so hoch, dass sich Bücher darunter einräumen lassen. Erkennt man auch gut in der Bebilderung zur Projektbeschreibung auf der Homepage der Architekten.

Das kannst du doch nicht machen! – Teil 4: Bauen ohne Wohnzimmer

Wohnzimmer Haus Polz Blick nach Norden

Esstisch, Sessel und Hocker, aber keine Couch: Im offenen Wohnraum gibt es keinen „richtigen“ Wohnzimmer-Bereich. Foto: Hendrik Schwartz

Wenn Leute mich das erste Mal besuchen, passiert manchmal Folgendes: Sie kommen in den offenen Wohnraum, bemerken zuerst die großen Fenster und die Ausblicke. Und schauen sich dann suchend um: „Hast du gar keinen Fernseher?“ oder „Hast du keine Couch?“, fragen sie, manchmal auch „Habt ihr gar kein richtiges Wohnzimmer?“

Die Antwort auf die letzte Frage wäre eigentlich eine Gegenfrage: Was ist denn ein richtiges Wohnzimmer? Wann ist ein Zimmer so geplant, ausgestattet, eingerichtet, dass es als Wohnzimmer betrachtet werden kann? Womöglich hat man die seit Jahrzehnten gängigen Merkmale vor Augen: größter Raum im Haus, Couch, Couchtisch, Fernseher, Schrank- oder Regalwand. Weil man hier aber auch kreativer vorgehen könnte, ist das Wohnzimmer in meiner „Das-kannst-du-doch-nicht-machen“-Serie gelandet, obwohl es kein klassisches Bauthema ist. Auch beim Wohnen und Einrichten orientieren sich viele Bauherren an den aktuellen Trends, ohne sie zu hinterfragen. Besser wäre es jedoch, nicht das umzusetzen, was alle für richtig oder angesagt halten, sondern das, was die eigenen Bedürfnisse am besten befriedigt.

Warum kein Wohnzimmer?

Blick ins Fernsehzimmer im Haus Polz

Der Fernseher hat ein eigenes Zimmer. Fernsehen wird so eine Tätigkeit, für die man sich bewusst entscheiden muss. Foto: Karin Polz

Mein Wunsch war ein großer Wohnraum, hell und luftig. Also möglichst wenig Wände im Erdgeschoss, kein abgeschlossenes Wohnzimmer.Obwohl der Raum groß genug wäre, um einen großen Essplatz und eine Couchlandschaft sowie Schränke unterzubringen, ist die Gestaltung doch sehr „minimalistisch“ geblieben.

Das hat sich nach und nach ergeben, da im Haus genug Platz war, um die Raumfunktionen anders aufzuteilen: Das Fernsehen wurde beispielsweise ausgelagert ins Obergeschoss. Hauptgrund war ursprünglich, dass ich den alten Fernseher so hässlich und störend im Wohnraum fand. Mittlerweile könnte ich es mir aber aus diversen Gründen nicht mehr anders vorstellen. Und was die Wohnzimmermöbel angeht, so ist nach einigen Experimenten nur ein Sessel geblieben. Ein Sofa hat immer deplatziert gewirkt vor den großen Fensterflächen. Wenn Gäste kommen, sitzen diese am Esstisch, auf dem Sessel, auf dem Hocker oder ganz oft auch auf den Fensterbrettern. Demnächst werden noch ein paar Sitzgelegenheiten dazukommen – ein weiterer Sessel und ein flaches Regal in der Wandnische, dessen Oberfläche mit Polstern zur Bank gestaltet wird.

Ist es billiger, ohne Wohnzimmer zu bauen?

Kann man so eigentlich nicht fragen. Man lässt ja nicht einfach einen Raum weg und baut dafür ein kleineres Haus. Vielmehr wirkt sich die Entscheidung auf zwei andere Punkte aus: die Raumaufteilung und die flexible Nutzung der Räume. Beides ist bei der Grundrissplanung zu beachten und hat in diesem Zusammenhang dann Auswirkungen auf die Baukosten. Grundsätzlich gilt: Wer sparen will, verzichtet auf zu viele kleine Räume und zu viele Verkehrsflächen und spart mit jedem Quadratmeter weniger Wohnfläche um die 1200 Euro, rechnet Achim Linhardt in seinem Buch „Attraktiv bauen mit kleinem Budget“ (DVA, ISBN 978-3-421-03816-6) vor.

Und aus architektonischer Sicht?

Couch im Dachstudio von Haus Polz

Es gibt nicht nur eine Couch (im Fernsehzimmer) im Haus Polz, sondern sogar zwei: Auch das Dachstudio ist damit ausgerüstet. Foto: Karin Polz

Der Architekt ist der Fachmann für den Grundriss, er kann dafür sorgen, dass die Raumaufteilung zu den Gewohnheiten und Bedürfnissen der Bauherren passt und individuelle Lösungen vorschlagen. Wer gerne DVD-Abende gemeinsam mit dem Partner auf der Couch verbringt, wird anders planen als jemand, der regelmäßig eine bunte Gästeschar mit Drei-Gänge-Menüs bewirten möchte. Dazu kommen Fragen wie: Wie verlaufen die Wege im Haus? Wie ist die Lichtführung? Wo gibt es schöne Ausblicke? Das Wohnzimmer muss sich sinnvoll in die Gesamtplanung integrieren. Zudem sieht ein guter Grundriss in einem Haus mit schmaler, langer Grundfläche natürlich anders aus als in einem quadratischen Baukörper. Bestimmte Regeln gelten aber fast immer: Wer zum Beispiel lange Flure vermeidet und damit Verkehrsfläche sparen möchte, wird sein Wohnzimmer eher offen gestalten. Da geht man dann vielleicht durch das Esszimmer ins Wohnzimmer oder durch das Wohnzimmer ins Arbeitszimmer.

Unbedingt besprechen sollte man mit dem Architekten, inwieweit man die Räume flexibel nutzen und so die Raumaufteilung ändern kann. Ein Haus bewohnt man in der Regel in sehr verschiedenen Lebensphasen – und je starrer die Raumaufteilung geplant ist, desto schwieriger wird eine sinnvolle Nutzung in den einzelnen Phasen. Ein Beispiel, das ich zurzeit vor allem in den Elternhäusern meiner Freunde und meiner Familie sehe: In der Regel waren Küche, Esszimmer und Wohnzimmer dort einzelne Räume. Am kleinsten die Küche, etwas größer das Esszimmer und am größten das Wohnzimmer. Wenn aber jetzt die Kinder alle schon eigene Familien haben, kommen zum bestimmten Anlässen manchmal sechs oder gar zehn Erwachsene zusammen plus die Enkelkinder-Schar. Das Esszimmer, das für solche Gelegenheiten genutzt wird, ist dann zu klein. Das Wohnzimmer ist dagegen für die Dauernutzung durch nur zwei Personen viel zu groß. Gut ist es, wenn solche Funktionen getauscht werden können. Das klappt am besten, wenn Räume offen und dadurch flexibel sind oder bei einer Neuaufteilung Aufgaben der Wohnräume ausgelagert werden können. Ein Lese- oder Fernsehzimmer in einem früheren Arbeitszimmer oder eine gemütliche Couch in der offenene Galerie im ersten Stock sind beispielsweise Lösungen, die man immer wieder sieht.

Entscheidungshilfen

Das Wohnzimmer hat sich in jüngster Zeit wieder gewandelt. War das Wohnzimmer lange Zeit ein repräsentativer Raum, wird es jetzt wieder privater und intimer. Häufig ist es wieder abgetrennt, oft sogar etwas versteckt hinter den „offiziellen“ Wohnräumen platziert. Manchmal ist es kleiner als die Essräume, dafür mit einer Couchlandschaft vollgestellt – eher ein Ruheraum als ein Wohnraum. Wer das Gegenteil anstrebt, schaut sich als Inspiration bei der Einrichtungplattform Houzz die wunderschönen Fotos zum Thema „Acht Ideen für ein gemütliches Wohnzimmer ohne Sofa“ an. Das Für und Wider des offenen Wohnens diskutiert der Artikel „Loft-Wohnungen sind nur auf den ersten Blick schick“ in der Onlineausgabe der „Welt“.

Hier geht es zu den weiteren Teilen der Serie „Das kannst du doch nicht machen!“:

Teil 1: Bauen ohne Keller

Teil 2: Bauen am Nordhang

Teil 3: Bauen ohne Rollläden

Teil 5: Bauen mit Holz

Teil 6: Bauen ohne Zaun

Teil 7: offener Wohnraum, offene Treppe

Das kannst du doch nicht machen! – Teil 2: Bauen am Nordhang

Haus Polz Ansicht aus Norden mit Garten und Nordhang sowie Terrasse

Sogar im Winter kann man erkennen, dass auch an einem Nordhang so einiges wächst. Selbst Weintrauben gedeihen dort.

Einen geeigneten Bauplatz zu finden ist meist der erste Schritt beim Projekt Hausbau. Die meisten wünschen sich vermutlich ein mittelgroßes, ebenes und nicht zu teures Grundstück. Oft muss man aber nehmen, was man bekommt. Und wenn es ein Nordhang ist? Dann sollte man trotzdem zugreifen, wenn sonst alles passt. Die Warnung aus Familie und Freundeskreis „Das kannst du doch nicht machen!“ darf man getrost ignorieren, denn – und darum geht es in dieser Serie – gefallen muss es einem nur selbst.

Warum Nordhang?

Als wir das Grundstücksangebot samstagvormittag in der Zeitung entdeckt hatten, waren wir schon begeistert, weil es sich so gut angehört hat. Und ein Anruf bestätigte: Das Grundstück liegt in unserem Wunschort. In einer Sackgasse fast am Ende einer etwa zehn Jahre alten Siedlung (kein Neubaugebiet, hurra!) und war von der Größe her passend (790 Quadratmeter, 800 Quadratmeter war unsere Wunschgröße). Und dann war es auch noch relativ günstig. Meine größte Angst: Dass es mir dann nicht gefällt, wenn ich dort bin. Hat sich aber nicht bestätigt, ich habe mich sofort wohlgefühlt. Und das halte ich für den wichtigsten Punkt bei der Grundstückswahl: Man muss sich an diesem Fleckchen Erde wohlfühlen. Man hält sich ja schließlich dann für lange Zeit genau dort auf. Dass es ein Hanggrundstück ist und dazu noch Richtung Norden, war zu dem Zeitpunkt unwichtig.

Ist ein Nordhang-Grundstück billiger?

Wenn beim Grundstückskauf das Gesetz von Angebot und Nachfrage gilt, dann auf jeden Fall. Alle wollen ein ebenes Grundstück oder einen Südhang. Nordhang wird definitiv weniger nachgefragt. Möglicherweise gilt das für jede Art von Grundstück, die nicht den Idealen entspricht: sehr schmale, unregelmäßig geschnittene oder ungewöhnlich gelegene Grundstücke. Wer sich nicht abschrecken lässt, kann vielleicht ein Schnäppchen machen.

Was heißt Nordhang für die Architektur?

Verschattungsstudie zu Haus Polz mit dem Beispiel Verschattung im Winter zur Mittagszeit.

Den Schattenwurf des Hauses aufs Grundstück zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten hat der Architekt am Computer berechnet. Hier als Beispiel, welche Teile des Gartens im Winter mittags im Schatten liegen.

Wer das Können des Architekten möglichst umfassend nutzen will, sollte ihm die Möglichkeit lassen, ein perfekt auf das Grundstück zugeschnittenes Haus zu planen. Oder andersherum gesagt: Wer ein schwierigeres Grundstück kauft, sollte noch keine allzu detaillierten Vorstellungen davon haben, wie sein Haus mal aussehen soll. Hanggrundstück kann schließlich auch heißen, dass man die Geschoße in den Hang baut, Ebenen gegeneinander verschiebt oder – wie bei meinem Haus – einen eher ungewöhnlichen Grundriss wählt, um den Platz auf dem Grundstück besser auszunutzen.

Die optimale Lösung bei uns war es, das Haus auf das schmale Fleckchen Grund ganz oben an der Straße zu stellen, wo das Grundstück noch einigermaßen eben ist. Denn damit betreffen die möglichen Nachteile eines Nordhangs das Haus an sich nicht mehr – es steht ja genauso da wie ein Haus auf ebener Fläche. Um den großen Gartenteil, der dann am Nordhang entstehen sollte, möglichst wenig zu verschatten, hat unser Architekt eine Verschattungsstudie gemacht. Am Computer hat er den Schattenwurf mehrerer verschiedener Hausmodelle zu verschiedenen Jahreszeiten und Tageszeiten berechnet. Je nach Lage und Höhe des Hauses hätte es auch Situationen gegeben, zu denen der Hang die meiste Zeit komplett vom eigenen Haus verschattet gewesen wäre. Für mich war das ein wichtiges Entscheidungskriterium und ich bin immer noch sehr dankbar, dass unser Architekt diese Verschattungsstudie gleich am Anfang angeboten hat und uns aussagekräftige Ergebnisse präsentieren konnte. Für die Planung war das eine perfekte Grundlage.

Kommt aus Norden überhaupt genug Licht ins Haus?

Was beim Nordhang aus architektonischer Sicht gut geht: große Fenster, die viel Licht reinlassen, damit auch die Nordseite nicht im Düsteren liegt. Die Meinung, dass man im Norden kaum Fenster bauen sollte und dort nur Funktionsräume anordnen sollte, um Energie zu sparen, ist veraltet. Es gibt Verglasungen, die den Sonnenschein leicht nach drinnen durchlassen, die Wärme aber nicht so leicht wieder nach draußen lassen. Und im Sommer ist eh jeder froh, wenn nicht den ganzen Tag aus Richtung Süden Hitze ins Haus knallt.

Wie wirkt sich ein Nordhang auf die Gartenplanung aus?

Haus Polz aus Nord-Osten mit Blick auf die Holzterrasse im Nordhang

Die in den Nordhang integrierte Terrasse ist im Hochsommer ein beliebter Aufenthaltsort. Denn in der prallen Sonne der Südterrasse vor dem Haus hält man es dann gar nicht aus.

Während sich der Nordhang beim Haus kaum auswirkt, ist es beim Garten schon etwas anderes: Wir haben im Süden einen kleinen ebenen Garten und im Norden einen riesigen Garten am Hang. Der Garten im Norden ist manchmal bis zu drei Wochen später dran als der Süd-Garten. Manche Pflanzen wachsen nur im Süden gut und bleiben im Norden eher kümmerlich. Andererseits scheint es anderen Pfanzen komplett egal zu sein, ob sie im Norden oder Süden wachsen.

Heiß begehrt im Hochsommer ist übrigens unsere Terrasse im Nordhang – denn dort ist es auch an heißen Sommertagen erträglich. Die Terrasse im Süden dagegen ist im Frühling und Herbst erste Wahl, wenn jeder Sonnenstrahl wertvoll ist. Grundsätzlich sollte man sich überlegen, Sitz- und Ruheplätze im Garten in verschiedenen Himmelsrichtungen anzulegen.

Entscheidungshilfen

Wie gesagt: Wenn das Grundstück unabhängig von der Himmelsrichtung gefällt, man bereit ist, die Hausplanung aufs Grundstück abzustimmen, eine Verschattungsstudie ein akzeptables Ergebnis erbringt und man damit leben kann, dass am Nordhang kein Toskana-Garten entstehen wird, dann spricht nichts gegen einen Nordhang. Es gibt für jedes Grundstück das passende Haus. Dafür sollte man aber einem guten Architekten vertrauen und mit ihm aufs Grundstück abgestimmt planen. Wenn ich in Foren lese, dass Paare ihr Haus inklusive Grundriss und Außenansicht schon eigenhändig und ohne jegliche Beratung geplant haben und jetzt überlegen, ob dieses Haus auf ein bestimmtes Grundstück passen könnte, dann weiß ich, dass das schiefgehen wird. Und dann ist es auch egal, ob es nun ein Nordhang ist oder nicht.

Welche Wohnqualitäten ein Haus am Nordhang haben kann, zeigt übrigens auch eine Folge der BR-Serie „Traumhäuser wiederbesucht“ sehr schön. „Ein Hofhaus am Nordhang“ ist in der Mediathek abrufbar. Wunderbar finde ich bei der Folge, dass man auch sehr schön sieht, wie Familie und Bekannte als Bedenkenträger alle mögliche Entscheidungen der Bauherren in Frage stellen. Auch deswegen passt die Dokumentation perfekt in diesen Zusammenhang.

Hier geht es zu den weiteren Teilen der Serie „Das kannst du doch nicht machen!“:

Teil 1: Bauen ohne Keller

Teil 3: Bauen ohne Rollläden

Teil 4: Bauen ohne Wohnzimmer

Teil 5: Bauen mit Holz

Teil 6: Bauen ohne Zaun

Teil 7: offener Wohnraum, offene Treppe

So kann man auf kleinem Grundriss großartig wohnen

Callwey Die besten Einfamilienhäuser unter 150 Quadratmeter

Sie bieten auch auf wenig Wohnfläche viel Platz: 30 Einfamilienhäuser zeigen in diesem Callwey-Buch, dass großzügiges Wohnen nicht von der Quadratmeterzahl abhängt. Foto: Karin Polz

Wenn ich Architektur- und Wohnbücher durchblättere, muss ich oft bei den Daten zu den vorgestellten Projekten die Luft anhalten. Da hat dann so ein Einfamilienhaus gut und gerne mal zwischen 250 und 350 Quadratmetern Wohnfläche. Wer kann sich das leisten? Und wer putzt das denn alles? Und außerdem: Wo ist denn da die Herausforderung, wenn man eh unendlich viel Platz zur Verfügung hat? Viel spannender finde ich kleine bis normalgroße Häuser, darum habe ich gerade mal wieder das Buch „Die besten Einfamilienhäuser bis 150 m²“ aus dem Callwey-Verlag (ISBN 978-3-7667-2136-5) durchgeblättert. 30 Projekte werden darin vorgestellt. Weit spannender als die Texte sind die Bilder, denn da sieht man auf einen Blick, dass der Wohnraum eines 80-Quadratmeter-Hauses durchaus großzügig wirken kann.

Drei Ideen zum Platzsparen

Treppauf, treppab: Da geht es mal ein paar Stufen von der Küche nach oben in den nächsten Raum, mal ist das Haus komplett als Split-Level-Konstruktion angelegt – die Wirkung von Wohnen auf verschiedenen Ebenen ist immer die gleiche: Der Grundriss wirkt spannender, die Räume größer. Der Trick besteht allerdings darin, gleichzeitig Durchsichten und Blickverbindungen zuzulassen. Das zeigt besonders ein Projekt der Architekten Denzer & Poensgen in Leverkusen. In dem Haus mit 147 Quadratmetern liegen Essplatz und Küche oberhalb des Wohnzimmers hinter einer halbhohen Wand wie auf einer Galerie. Das wirkt richtig imposant, obwohl die Grundfläche Normalmaße besitzt. Wechselnde Raumhöhen haben übrigens oft den gleichen Effekt. Fotos und Beschreibungen zu dem Haus gibt es auf der Internetseite der Architekten.

Mit den Fenstern spielen: Egal, wie wenig Platz ist, nur nicht an den Fenstern sparen! Manchmal werden bei kleinen Häusern ganze Fassaden verglast. Die Idee dahinter ist simpel: Wer in die weite Natur und in die Ferne schaut, fühlt sich automatisch weniger eingeengt. Drinnen und draußen verschmelzen in der Raumwirkung, Loggien und Höfe erweitern die Fläche, auch wenn diese außerhalb des Wohnraumes liegen. Aber auch eine andere Art, Fenster einzusetzen, kann bei kleinen Grundrissen sinnvoll sein: So haben Innauer-Matt Architekten bei einem 135-Quadratmeter-Haus in Vorarlberg in Österreich das Kinderzimmer mit addierten Dachflächenfenstern belichtet. Der Ausblick mag in einem Kinderzimmer auch nicht entscheidend sein; dass es hell und freundlich wirkt, dafür umso mehr. Fotos davon sind unter der Überschrift „Haus Feurstein“ auf der Homepage der Architekten zu sehen.

Fugenlose, glatte Böden: Wer wenig Wohnfläche zur Verfügung hat, sollte diese nicht auch noch optisch unterteilen. Das ist der Grund, warum häufig glatte Bodenbeschichtungen in solchen Häusern zu finden sind. Sind die zudem verhältnismäßig hell, sorgt das zusätzlich für eine großzügige Raumwirkung. Architekt Thomas Bechtold hat ein 138-Quadratmeter-Haus mit einer hellen, fugenlose Bodenbeschichtung geplant – und zeigt den Beitrag aus dem Callwey-Buch auch auf seiner Homepage. Wer eine wärmere Anmutung wünscht, greift zu Parkett, dass über Raumgrenzen hinweg ohne Schwellen verläuft.

„Räumchen wechsle dich“ im Musterhauspark

Fassade des Functionality-Hauses

Die schiebbaren Holzläden prägen die Fassade des Functionality-Hauses von Sonnleitner. Foto: Karin Polz

Noch soooo lange bis zu den nächsten Architektouren (am 25. und 26. Juni 2016), im Freundeskreis hat auch niemand neu gebaut – wenn ich also meinem Hobby „Häuser anschauen“ nachgehen möchte, habe ich momentan nicht viele Optionen. Eine allerdings steht praktisch immer offen: Musterhausparks. Ich kann euch zum Beispiel den Referenzhauspark der Sonnleitner Holzbauwerke in Ortenburg im Landkreis Passau empfehlen. Dort dreht sich alles ums Bauen mit Holz. Besonders beeindruckt hat mich das Plus-Energie-Referenzhaus „Functionality-Haus by Sonnleitner & Häfele“. Nicht nur, weil das Gebäude dank guter Dämmung, Photovoltaikanlage und Wärmepumpe mehr Energie erzeugt als es verbraucht. Sondern auch, weil das Haus im Innern so unglaublich wandelbar ist. Fast alle Räume können einfach umgebaut werden. In dem Maße, wie sich die Lebensumstände der Bauherren mit der Zeit verändern, bleibt auch die Raumnutzung in dem 193-Quadratmeter-Haus flexibel: Erst braucht man vielleicht zwei Arbeitszimmer, dann eher Kinderzimmer, und wenn die Kinder aus dem Haus sind, will man die Räume wieder ganz anders nutzen. Und das ist beim Functionality-Haus möglich. Es ist von Anfang an so geplant, dass sich das Haus flexibel und in unterschiedlicher Raumaufteilung nutzen lässt.

Eingangsbereich und Flur des Functionality-Hauses

Schon im Eingangsbereich erkennt man zwei Besonderheiten des Referenzhauses: viel Holz und viele Schiebe- und Falttüren. Foto: Karin Polz

Ein Haus ohne starrre Wände – wie lässt sich das umsetzen? Hauptsächlich dadurch, dass nur die Außenwände und ein tragendes Treppenhaus feststehen. Alle anderen Unterteilungen sind flexibel. Da gibt es beispielsweise Schiebe- und Faltwände sowie verschiedene Varianten von Schiebetüren. Die Firma Häfele aus Baden-Württemberg, die an diesem Musterhaus fleißig mitgestaltet hat, ist dabei für die innovativen Beschläge zuständig, die es zum Beispiel ermöglichen, dass ein Schreibtisch sich sekundenschnell gekippt und gedreht in die Wand zurückzieht und durch ein Gästebett ersetzt werden kann.

Funktionalität steht aber nicht nur in Bezug auf die Raumnutzung und Einrichtung im Vordergrund. Auch Wohngesundheit und Energieverbrauch sind perfekt durchgeplant: Der ökologische Grundgedanke, den Sonnleitner bei seinen Bauten pflegt, wird auch mittels der Zimmerdecken umgesetzt. Diese bestehen aus Holzlamellen, die nur durch Dübel verbunden sind, keinen Leimanteil besitzen. Die mit Wachs gebeizte Holzdecke sieht modern aus, aber ihre Besonderheit liegt in der großen Masse Holz, die darin verbaut ist. Das viele Holz hat eine Aufgabe: Feuchtigkeit aufzunehmen und abzugeben und somit das Klima im Haus zu regulieren. Eine kontrollierte Be- und Entlüftung kann dadurch umgangen werden.

Wohnraum im Functionality Haus von Sonnleitner

Ein schmales Fenster ist in die Regalwand integriert worden. Rechts daneben ist der Raum durch eine Falttür abtrennbar. Foto: Karin Polz

Wandaufbau aus Holz, Decke aus Holz – und auch bei der Einrichtung spielt Holz die Hauptrolle: Die Böden sind aus geölter Eiche und die Möbel sowieso. Interessant dabei: Auch die Möbel hat Sonnleitner selbst gefertigt, nämlich in der hauseigenen Schreinerei.

Bei der Fassade dagegen steht Holz nicht unbedingt im Blickpunkt. Zwar basiert der energetisch ausgefeilte Wandaufbau auf Holz (mit den Wandsystemen Twinligna und Monoligna). Aber zum Großteil ist die Fassade verputzt, weil sich das viele Bauherren jetzt so wünschen. Auch der fehlende Dachüberstand entspricht dem aktuellen Bau-Geschmack. Blickfang der Fassade sind auf jeden Fall die großen Fenster und die schiebbaren Holzläden.

Es gibt draußen und drinnen bei diesem Referenzhaus so vieles zu entdecken: in den Schrank integrierte Schiebetürlösungen ohne Bodenschiene; Wohnzimmerregale, die ein kleines Fenster umschließen; eine Kochinsel, die sich blitzschnell in einen Tresen verwandelt. Selbst wer nicht bauen will, verbringt im Referenzhauspark von Sonnleitner spannende Stunden. Und lehrreiche noch dazu: Neben mehreren Häusern gibt es auch eine Ausstellung zum Thema „Erlebnis Holz“, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

Die aktuellen Öffnungszeiten des Kundenzentrums und Referenzhausparks finden sich auf der Homepage von Sonnleitner, üblicherweise ist Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr und am Samstag von 10 bis 15 Uhr geöffnet.