Wenn von Norman Foster die Rede ist, wird seinem Namen gerne ein „Stararchitekt“ vorausgestellt. Dass der 79-Jährige tatsächlich ein Star ist, was seine Kreativität angeht, das beweisen alleine schon seine Projekte. Im Medienzentrum der Passauer Neuen Presse in Passau-Sperrwies sind noch bis 28. November 2014 großformatige Fotografien der von ihm entworfenen Gebäude ausgestellt. Ideenskizzen und Texttafeln geben Einblicke in die Entstehung der oft aufsehenerregenden Architektur. Der Eintritt ist frei, die Ausstellung ist von Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Wer sich die Bilder ansieht, erkennt: Normale Formen sind nichts für Norman Forster. Quader und rechte Winkel finden sich kaum.
Architektur wird umso spannender, wenn sie Beschränkungen unterliegt, sagte Norman Foster sinngemäß, als er im Oktober 2014 zu Gast im Medienzentrum war. Dass ihm solche Herausforderungen liegen, merkt man schnell: Ob er sich – wie bei der Reichstagskuppel in Berlin – am historischen Bestand orientieren musste oder – wie beim Viadukt von Millau in Südfrankreich – außergewöhnliche örtliche Bedingungen vorfand, immer ist ein architektonisches Meisterwerk entstanden. Und meist in sehr ungewöhnlicher Form.
Besonders spannend ist Norman Foster ökologische Ausrichtung. Oft erklären sich die ungewöhnlichen Formen und Umrisse der Bauten dadurch, dass sie besonders energieeffiziente Effekte haben. Bei der City Hall in London beispielsweise hat Foster die Sonneneinstrahlung auf die Oberfläche minimiert und die Beschattung maximiert. Der Büroturm der Commerzbank in Frankfurt nutzt das zentrale Atrium als natürlicher Lüftungsschacht, eine doppelte Außenfassade macht die Frischluftzufuhr beim Lüften möglich, einige weitere Maßnahmen machen den Büroturm zum ökologischen Vorzeigeprojekt. Er wird immer wieder als „das erste ökologische Hochhaus“ bezeichnet. Die Ökostadt Masdar City bei Abu Dhabi plante Norman Foster gleich ganz kohlendioxid-neutral und abfallfrei, sie soll rein mit regenerativen Energien versorgt werden und autofrei bleiben.
Auch das als „The Gherkin“ bekannt gewordene Hochhaus der Swiss Re in London – offizieller Name „30 St Mary Axe“ – verbraucht nur etwa die Hälfte der Energie eines normalen Bürogebäudes. Interessant ist bei diesem Bau auch,wie Norman Foster den Raum ausnutzt: Die tragende Außenhaut macht einen stützenfreien Innenraum möglich, Licht und Außenwelt kommen durch die transparente Hülle ungehindert ins Gebäude, eine Begrenzung nach außen gibt es sozusagen nicht. Die Bedürfnisse der Menschen liegen ihm am Herzen, sagt Norman Foster. Dass er trotz des massenweisen Einsatzes von Glas und Stahl trotzdem ansprechende, gar wohnliche Umgebungen schafft, zeigt seine Größe. Ästhetik und Alltagstauglichkeit schließen sich bei ihm nicht aus.